Das Regenbogenland - Luskas Bücher

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Das Regenbogenland

Buch 8
Die Regenbogenbrücke
Es gibt eine Brücke, die den Himmel und die Erde verbindet.
Weil sie so viele Farben hat, nennt man sie die Regenbogenbrücke.
Auf der jenseitigen Seite der Brücke liegt ein wunderschönes Land
mit blühenden Wiesen, mit saftigem grünen Gras und traumhaften Wäldern.
Wenn ein geliebtes Tier die Erde für immer verlassen muss,
gelangt es zu diesem wundervollen Ort.
Dort gibt es immer reichlich zu fressen und zu trinken,
und das Wetter ist immer so schön und warm wie im Frühling.
Die alten Tiere werden dort wieder jung und die kranken Tiere wieder gesund.
Den ganzen Tag toben sie vergnügt zusammen herum.
Nur eines fehlt ihnen zu ihrem vollkommenen Glück:
Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag miteinander,
bis eines Tages eines von ihnen plötzlich innehält und gespannt aufsieht.
Seine Nase nimmt Witterung auf, seine Ohren stellen sich auf,
und die Augen werden ganz gross.
Es tritt aus der Gruppe heraus und rennt dann los über das grüne Gras.
Es wird schneller und schneller, denn es hat Dich gesehen!
Und wenn Du und Dein geliebtes Tier sich treffen,
gibt es eine Wiedersehensfreude, die nicht enden will.
Du nimmst es in Deine Arme und hältst es fest umschlungen.
Dein Gesicht wird wieder und wieder von ihm geküsst,
deine Hände streicheln über sein schönes weiches Fell,
und Du siehst endlich wieder in die Augen Deines geliebten Freundes,
der so lange aus Deinem Leben verschwunden war, aber niemals aus Deinem Herzen.
Dann überquert ihr gemeinsam die Regenbogenbrücke
und werdet von nun an niemals mehr getrennt sein.

Autor des Originals: Paul C. Dahm
Uebersetzung von Carmen Stäbler
"War das nicht eine schöne Geschichte, meine Lieben?" sprach Elisa, als sie das Märchenbuch schloss. Noch immer sassen die Feen und Elfen im Kreise um sie herum und waren mucksmäuschenstill. Sie waren gebannt von der Geschichte und traurig, dass sie schon fertig war. Ihre Augen glänzten und verrieten Elisa, dass ihnen das Märchen gefallen hatte. Dass Shumba die Finger hinter dem Rücken gekreuzt hatte, fanden sie frech aber dennoch witzig. Sie mussten lachen. Er war halt ein kleiner Schelm gewesen.

Jeden Sonntag, wenn sie nicht fliegen durften und ihren freien Tag hatten, trafen sie sich am Morgen bei der Regenbogenbrücke. Es waren Elfen, Wichtel, Feen und andere himmlische Geschöpfe dabei. Sie setzten sich auf das Geländer der Regenbogenbrücke und warteten gespannt, bis Elisa bereit war. Dann öffnete Elisa, die Dienstälteste, den Deckel der Märchentruhe und nahm das grosse, dicke Buch heraus. Seit Jahren schrieben die Feen und Elfen ihre Erlebnisse in dieses grosse Buch. Es war schon zu einem dicken Werk herangewachsen. Und die Kinder liebten diese Märchenstunde, denn auf diese Weise erfuhren sie, was auf der Welt vor sich ging. Sie freuten sich immer darauf, wenn Elisa den Deckel der schweren Truhe mit einem Quietschen öffnete und sich ein Märchen aussuchte.
Elisa las ihnen oft Märchen aus dem dicken Buch vor, doch manchmal erzählte sie ihnen auch Geschichten aus ihrer eigenen Vergangenheit. Sie hatte ihnen auch die Sage der Regenbogenbrücke erzählt, die Brücke, auf deren Geländer sie nun sassen. Niemand weiss, wie lange es diese Sage schon gibt und viele denken, es sei sowieso nur eine Geschichte, die jemand einfach erfunden hat, um dem Tod etwas Positives abzugewinnen.

Dabei sehen wir ihn regelmässig, den Regenbogen, wie er nach einem heftigen Gewitter seine Arme zum Boden streckt. Er leuchtet in allen Farben. Manchmal ist er allein, und an manchen Tagen wird er durch einen zweiten oder sogar dritten Bogen begleitet. Seine Erscheinung ist nur kurz, dann zieht er seine Arme wieder ein und verschwindet. Wer gut hin schaut, kann vielleicht die kleinen Punkte entdecken, bei denen es sich nicht etwa eine Lufttrübung handelt sondern um Wesen, die zur oder über die Brücke gehen. Besonders die Feen und Elfen mögen diesen Weg, um auf die Erde zu gelangen.
Der Flug ist für sie extrem anstrengend, weshalb sie es ausnützen, wenn der Himmel seinen Regenbogen zur Erde schickt. Ja, das Regenbogenland ist die Heimat der Elfen. Sie begrüssen die Neuankömmlinge und bereiten alles vor für den Moment, wo sie mit ihren Freunden und Verwandten den Weg über die Brücke zum Paradies gehen.

Die Elfen, Feen und Wichtel wissen, dass nicht alle an diese Sage glauben. Obwohl sie das Donnern auf der Erde deutlich hören, wenn da oben wieder mal ein Kegelabend stattfindet, zweifeln manche Menschen daran, ob es so was wirklich gibt. Auch die Blitze, die der Himmel auf die Erde schickt, tun sie als elektrostatische Entladung ab. Für viele ist es einfacher, eine nachvollziehbare Erklärung zu finden als an Dinge zu glauben, die sein oder eben nicht sein können. Viele Erwachsene haben die Gabe und Fantasie verloren, um an Dinge zu glauben, die man mit dem menschlichen Gehirn nicht einfach so erklären kann.
Dies trifft bei Kindern nicht zu. Sie sind auch offen für Geschichten, in denen man sich in der Fantasiewelt verliert. Sie können sich mit ihrem kindlichen Gemüt ohne Probleme ins Land des Regenbogens begeben und mitfiebern. Natürlich gibt es auch Erwachsene, die offen sind für das Mystische und Unerklärbare. Um diese Welt aber verstehen zu können, müssen sie ein reines Gewissen und gutes Herz haben. Schlechte Menschen sind vom Land des Regenbogens ausgeschlossen.

"Noch eine, Elisa, bitte noch eine Geschichte", riefen die Elfenkinder. "Lies uns nochmals die Geschichte vor vom traurigen Baum, bitte!" Elisa schaute zur Sonne. Sie brannte noch nicht so heiss, denn es war noch Vormittag. "Okay, meine Kleinen, noch eine Geschichte, dann müssen wir aber frühstücken gehen." Sie öffnete nochmals die Truhe, nahm das dicke Buch wieder heraus, blätterte bis zur Geschichte des traurigen Baumes, und begann laut vorzulesen. "Es war vor langer Zeit, als noch Trolle ihr Unwesen trieben......."
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