Prolog - Luskas Bücher

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Prolog

Buch 5
Ein Kind, das seine Eltern verliert, wird ins Kinderheim gebracht. Dort versuchen geschulte Betreuer, ihm ein schönes Heim zu geben, einen Ersatz für die verlorene Familie. Selbst wenn sie sich noch so intensiv um das Kind kümmern und ihm extrem viel Liebe vermitteln, ist das Heim kein Ersatz für das Wichtigste auf der Welt ist, eine intakte Familie.

Der Mensch ist ein intelligentes Geschöpf und erkennt bald einmal, warum eine Situation so oder anders ist. Wie soll aber ein Tier plötzlich damit zurechtkommen, wenn es von heute auf morgen ausgesetzt oder eingesperrt wird? Besonders für die freiheitsliebenden Katzen sind solche Veränderungen extrem schlimm. Ihnen ist eine gewohnte Umgebung sehr wichtig. Sie bemerken jede noch so kleine Umstellung. Wer schon einmal miterlebt hat, was ein Umzug für den Stubentiger bedeutet, kann beurteilen, wie schlimm es für eine Katze sein muss, wenn sie plötzlich keine vertrauten Töne mehr hört und fremde Hände sie berühren.

Tiere, die bisher allein mit ihrem Menschen gelebt haben, müssen nun plötzlich mit etlichen ihrer Artgenossen auf kleinstem Raum zusammenleben. Die einen ziehen sich zurück und schotten sich ab, die anderen werden aggressiv und böse. Eines ist aber allen gemein, die Angst vor dem Unbekannten. Sie wissen nicht, wie lange sie hier bleiben müssen und ob sie je wieder einen Menschen finden, der sich liebevoll um sie kümmert. Junge, schöne und mutigere Tiere haben es leichter. Sie gehen auf den Menschen zu, der sich zu ihnen gesellt, und machen auf sich aufmerksam. Scheuere Tiere hingegen verkriechen sich und meiden die Besucher. Mit jeder Wahl zu ihren Ungunsten, werden sie trauriger. Das Leiden dieser Tiere hinterlässt ihre Spuren. Sie fressen nicht mehr richtig und sind anfällig für Krankheiten. Ihr Fell wird stumpf, ihr Blick traurig. Und somit beginnt ein Teufelskreis.

Die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf, die wir jeden Tag im Fernsehen sehen. Besonders in südlichen oder weniger entwickelten Ländern haben Tiere keine Chance. Sie werden in grosser Zahl eingesammelt und vorübergehend in ein sogenanntes Tierheim gebracht. Die Bilder zeigen grauenhafte Zustände, von "Heim" kann keineswegs gesprochen werden. Doch die Tiere sind dem Menschen ausgeliefert. Nach wenigen Tagen oder Wochen werden sie getötet, dies, weil sie schlicht und einfach überzählig und ungewollt waren. Wo nimmt der Mensch das Recht her, über das Schicksal dieser armen Kreaturen zu entscheiden?

In den zivilisierten Ländern haben einige dieser Geschöpfe mindestens noch eine Chance, irgendwann ein artgerechtes Leben führen zu dürfen. Dennoch müssen sie eingesperrt darauf warten, bis "ihr" Mensch sie endlich auswählt und mit nach Hause nimmt. Wann dies so weit ist, weiss niemand. Deshalb sitzen sie geduldig hinter Gittern und hoffen, dass der Tag schon bald kommt, an dem sie ihr Gefängnis verlassen dürfen. Sie träumen davon, über die Felder streichen und auf die Jagd gehen zu dürfen. Sie hoffen darauf, bald von hier weg zu kommen. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zu letzt. In der Zwischenzeit verfolgen sie das Geschehen um sie herum, strecken die Nase in den Wind und ziehen den Duft der grossen, weiten Welt ein.
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