Auf Widersehen, Simba
Buch 3
Simba lag noch immer bei Emsy und hörte gespannt seinen Erzählungen zu. Dieser Kater hatte wirklich viel erlebt und manche Niederlage eingesteckt. Dennoch war sein Lebensmut ungebrochen und er war nicht so verbittert wie Simba. Seine Erfahrungen hatten ihn stark gemacht und Emsy war immer wieder auf die Füsse gekommen. Erstaunlich war auch die Gastfreundschaft, die Emsy an den Tag legte. Jedermann war bei ihm herzlich willkommen. Da hatte Simba schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Gerade in seiner ersten Zeit nach dem Ausbruch, musste er manche Schlappe einstecken. Er wurde angegriffen und vertrieben, wenn er irgendwo bei Seinesgleichen um etwas Futter bettelte. Doch bei Emsy herrschte Frieden. Er teilte sein Mahl gerne, Hauptsache man leistete ihm Gesellschaft.
Emsy erzählte seinem neuen Freund auch, dass er vor wenigen Monaten sehr berühmt geworden war. Sein Frauchen schreibt Katzenbücher, muss die vielen Geschichten um ihre Katzenfamilie aufs Papier bringen. Die wilden Stories sind zudem auf Tinas Homepage zu finden. Durch einen Zufall wurde eine deutsche Journalistin auf diese Internetseite aufmerksam. Die Geschichten um Emsy fand sie derart amüsant, dass sie eine Zusammenfassung in der grössten Tierzeitschrift Europas veröffentlichte. Nebst den lustigen Erzählungen waren drei Bilder von Emsy abgebildet. Am Gedanken daran, wuchs der Zigeuner Emsy mindestens einen Zentimeter. Tausende Tierliebhaber kannten ihn nun. Sein Bild war an jedem Kiosk erhältlich, sein Name in jedermanns Munde. Tina erhielt zahlreiche Rückmeldungen und Bücherbestellungen. Nun hatten die Tierfreunde nicht nur die kurze Zusammenfassung, jetzt kannten sie schon seine ausgiebigen Geschichten und Abenteuer. Jedes Mal, wenn Emsy jemandem von dieser Tierzeitschrift erzählte, platzte er fast vor Stolz. Er kannte keine andere Katze, deren Name um die Welt ging. Manchmal stolzierte er mit Absicht besonders langsam über den Parkplatz als wolle er sagen "Schaut her, ich bin Emsy, der weltberühmte und verrückte Kater".
Auch Simba war beeindruckt von Emsys Berühmtheit. Irgendwie musste er lächeln beim Gedanken, dass nun so viele Leute die Schandtaten des kleinen Katers kannten. Manchmal schien er schon ein richtiger Tollpatsch zu sein. Er zog das Unglück förmlich an und lernte dabei anscheinend gar nichts. Es verging keine einzige Woche, in der Emsy nicht wieder was angestellt hatte. Wäre dies alles Simba passiert, hätte der sich vor lauter Scham unter den letzten Baum verkrochen. Emsy war das egal. Er war ein Zigeuner und Lausbube zugleich. Tatsächlich war Simba seit seinem Ausbruch schon weit herumgekommen, doch einen Kater wie Emsy hatte er noch nicht getroffen. Das ungleiche Duo blieb ein paar Tage zusammen. Dann eröffnete ihm Simba, er mache sich jetzt wieder auf den Weg. Er spürte genau, dass er hier überzählig war. Es gab nicht genug Platz im Büro für zwei Kater. Zudem hatte er sein Ziel noch nicht erreicht. Er suchte noch immer einen Platz, an dem er endgültig bleiben und glücklich sein konnte.
Als er sich auf den Weg machte, winkte er Emsy noch ein letztes Mal mit seiner grossen Pfote zu und setzte seine Reise fort. Wie hätte er auch ahnen können, dass sich ihre Wege schon bald wieder kreuzen würden.