Prolog - Luskas Bücher

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Prolog

Buch 1
Sie halten mich gefangen mit ihren runden samtweichen Pfoten. Sie spielen mit mir wie mit der kleinen grauen Feldmaus, die ihnen in die Falle gegangen ist. Ich komme nicht los von ihnen, bin ihren Blicken und Fängen ausgeliefert. Sie haben mein Herz in Windeseile erobert. Nicht ich habe mir die Katzen zugelegt, sie haben sich mich als ihren Menschen ausgesucht. Wir leben in einer friedlichen Gemeinschaft zusammen und geniessen jeden Tag und jede Stunde, die wir zusammen verbringen dürfen.

Sie sind eigentlich per Zufall meine Wohnpartner geworden, haben mir vor vielen Jahren geholfen, eine psychische Krise zu meistern. Auch wenn sie nicht im menschlichen Sinn sprechen können und mir keinen Rat auf den Weg mitgeben können, sprechen sie dennoch mit mir. Ihre Körpersprache ist faszinierend, ihr Miauen sagt mehr als tausend menschliche Worte.

Wenn sie sich schnurrend zu mir legen, überkommt mich ein Gefühl von unsagbarem Frieden. Ihre Sanftmut und ihre Uneigennützigkeit sind vorbildlich. Sie lieben ihren Menschen bedingungslos und zeigen ihm ihre Zuneigung Tag für Tag.

Mein Leben hat sich verändert, seit ich den Katzen verfallen bin. Der pelzige samtweiche Virus hat mich erwischt. Nun stehen nicht mehr meine eigenen Bedürfnisse im Vordergrund, mein Tagesablauf hat sich dem Rhythmus der Vierbeiner angepasst. Habe ich vor wenigen Jahren noch den Heimweg gescheut, da mich eine leere kalte Wohnung erwartet hat, freue ich mich heute auf die Heimkehr, denn meine Stubentiger warten bereits auf mich. Sie begrüssen mich kätzisch und innig, zeigen mir, dass sie sich den ganzen Tag auf meine Rückkehr gefreut haben.

Nicht alle Mitmenschen können mich verstehen, für viele bin ich einfach eine verrückte Katzenmutter, die sich vermutlich vor lauter Frust so viele Katzen hält. Mit diesen Personen habe ich Mitleid, denn ihnen entgeht etwas unbeschreiblich Schönes. Sie werden nie erfahren, was es heisst, bedingungslos geliebt zu werden. Im Katzenleben spielen Geld, Aussehen und Karriere keine Rolle. Die Katze liebt ihren Menschen so wie er ist, nimmt ihn mit all den Fehlern, die jeder Mensch nun mal hat. Sie fragt nicht nach dem Warum und Wieso, sie macht aus den Gegebenheiten stets das Beste.

Die Katze hat ein vollkommenes Gespür für Stimmungen. Ist ihr Mensch traurig, spürt sie dies. Genau dann ist sie zu ihrem Menschen besonders aufmerksam. Sie schmust mit ihm, schnurrt ihm liebevoll ins Ohr und legt sich dicht an ihn, um ihm ihre Wärme und Zuneigung zu übertragen.
Ihr soziales Verhalten ist vorbildlich. Würden Menschen sich an Katzen ein Vorbild nehmen, könnte mancher Zank und Krieg vermieden werden. Katzen können in einer familienähnlichen Gemeinschaft leben und den Sozialpartner voll akzeptieren. Es gibt natürlich eine gewisse Hierarchie unter den Tieren, die ihnen angeboren ist. Meistens ist ein grosser Kater der Chef der Familie.

Doch wer nun denkt, der Mensch bilde das Oberhaupt in der Familiengemeinschaft, ist auf dem Holzweg. Wir Menschen haben den Dosenöffner erfunden und erarbeiten uns täglich die Mittel, um genügend Futterdosen nach Hause bringen zu können.

Und damit machen wir uns für die Katzen attraktiv und wertvoll. Als Dank schenken uns die Samtpfoten ihre Liebe und spielen mit uns. Sie geben dem Menschen zuerst einen gewissen Freiraum, zeigen ihm die kalte Schulter und betören ihn zwei Minuten später wieder mit ihrer Zuneigung. Ihr Spiel ist vergleichbar mit dem Todesspiel zwischen Katze und Maus. Diese Beute lassen sie springen, um sie wenige Zeit später wieder mit ihren Fängen zu fassen. Eine Maus hat sozusagen keine Chance, sie ist den Krallen der Katzen ausgeliefert. Genauso bin ich dem Charme meiner pelzigen Vierbeiner ausgeliefert. Sie spielen mit mir wie mit einer grauen Feldmaus und halten mich in ihren Samtpfoten gefangen. Ich liebe dieses Gefängnis.
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