Jupiters Tagebuch (LG)
Buch 5
Jupiters Tagebuch (LG)
Es war still im Hause Schwarzbusch. Jupiter lag faul im Sessel. Ananda sah Frauchen Löwe beim Stricken zu. Da hörte man ein Piepsen und Fipsen. Jupiter sah nur kurz auf. Frauchen Löwe aber stand auf und fuhr herum. Sie sah etwas, das alle Mollchenliebe erstarren liess: Molly hatte eine halbtote Blaumeise zwischen den Zähnen! "Du böses Tier! Lass das Vöglein in Ruhe! Husch-husch!". "Wieso? Ich hab doch gar nichts gemacht?" nuschelte Molly mit Federn im Maul. Als Frauchen Löwe in die Hände klatschte, floh Molly doch in den Geheim-Treffort (ein altes Schränkchen in der Gerümpelkammer, das offen stand).
Mit einem langen Seufzer rappelte sich Ananda auf und ging zu Molly. Jupiter folgte ihr. Im Schrank versuchte Molly vergebens, die Meise zum Schweigen zu bringen. Ananda kostete den Zirkus ein müdes Lächeln. "Darf ich?", sagte sie freundlich. "Hähh? Mmmmm". Ananda verdrehte die Augen. Kurzerpfote schnappte sie sich die Meise und verpasste ihr einen ordentlich gesetzten Nackenbiss. "Kind" begann sie ernst "was hast du dir dabei gedacht, die Beute ins Haus zu bringen? Jetzt verpasst sie dir eine Glocke". "Was für ein Ding?" sagte jetzt auch Jupiter. "Eine Glocke. Damit hören dich die Vögel ab fünf Meter. Dann kannst du die Jagd vergessen. Dann kannst du gar nichts mehr erlegen, geschweige denn, kriegen".
Frischgeglöckelt ist halb gewonnen
"So, geht jetzt" scheuchte Ananda die zwei Jungkatzen. "Ich verstehe deinen Vogel, Molly". Aber Molly stotterte "Frauchen Löwe….." "Sie ist nicht nachträglich, Kleine", munterte sie Molly auf. Jupiter gab ihr ein Zeichen, und sie gingen ins Wohnzimmer. Dort erwartete sie Frauchen Löwe. "Na, du kleine Vogeljägerin?" "Puh" entfuhr es Molly. Leona lachte wieder. "Frauchen, es tut mir leid, dass ich…" Doch sie wurde von Frauchen Löwe unterbrochen. "Hier, damit die Piepmätze vor dir sicher sind", sagte Frauchen. Sie schnallte Molly ein goldenes Ding ans Halsband. Als Molly sich kräftig schüttelte, hörte man ein hohes Bimmeln. Panisch drehte sie sich um "Hab ich's nicht gesagt?" sagte Amanda. "Oh nein", wimmerte Molly. Sie rannte schluchzend in den Geheimtreffort. Jup folgte ihr. Angekommen weinte Molly los. "Ich werde nie mehr jagen können", heulte sie. "Aber Molly, wir finden eine Lösung". "Ja", tröstete Jupiter. "Komm her". Er schmiegte sich an seine Schwester und begann am Halsband zu nagen.
Die Glocke fällt
Jup nagte und nagte. Er biss aus Leibeskräften. "Verflixt, es ist-zum-in-einen-Frosch-beissen. Schmecken schrecklich, die Dinger", murmelte Jupiter entnervt. "Aaaaannnnaaaaannnnndddaaa!" schrie Molly. Sie hatte sich wieder gefasst. Ananda wachte auf. Sie knurrte leise und stieg in die Kammer "Kinder, was ist?" "Kannst du mir mit Mollys Glocke helfen?" bettelte Jup. "Okay, aber das ist das erste und letzte Mal, dass ich euch aus Glocken-Schwierigkeiten helfe." Mahnend hob Ana die rechte Pfote, die lahm war. Sie hinkte seit ihrer Geburt etwas. "Ja, ja", bestätigten die Zwei wie aus einem Mund. "Hört zu. Geht zu Kitty. Sie hat die spitzesten Zähne im Quartier." "Danke", sagte Molly sehr höflich und artig. Sie nickte so, dass die Glocke sich an ihr eigentliches Problem erinnerte. Jupiter und Molly trabten zum Balkon und riefen nach Kitty. Da erschien eine edel aussehende Siam-Katze. "Wo brennt's?" Kitty sass vor ihnen wie eine Sphinx. Ihre blauen Augen hypnotisierten Jup fast. "Ich habe einen Vogel gejagt und jetzt ist das da." Sie deutete auf die Glocke. "Aha." Ohne Erklärung schien Kitty zu begreifen. Sie biss 11 Mal kräftig zu, dann fiel die Glocke mit einem keuchenden "Bimbam" zu Boden. "Jupihee", jauchten Molly und Jupiter.
Dr. Nimmerkrank
Einige Wochen später hatte Leona Schwarzbuch den Verlust der Glocke noch nicht bemerkt. Doch sie war beschäftigt. Sie kraulte Molly und Jupiter verdächtig oft. Dann, nach einer Schale Babycat-Brekkies nahm sie Jup und holte etwas aus der Gerümpelkammer - einen Käfig! Sie polsterte ihn mit Mollys Lieblingskissen aus und der kratzigen Decke. Jup zitterte. Für wen war das bestimmt? Für ihn und Molly?
Dann packte Frauchen Löwe ihn und seine Schwester, steckte sie in den Gitterkorb und schloss das Tor zu. "Ananda!" japste Molly laut. Ananda erschrak. Sie sah noch, wie der Käfig samt Frauchen im Türrahmen verschwand. "Jetzt geht's zum Nimmerkrank", rief sie ihnen nach. Doch niemand hörte sie mehr.
Die Spritze
Der Weg zum Nimmerkrank war der Horror für Molly und Jup. Keiner sagte etwas. Sie sahen nur aus der Kiste heraus. Das Schweigen brach Jupiter. "Du, Molly, glaubst du, dass Frauchen Löwe uns ins Tierheim bringen will? So was geht doch nicht, oder?" "Ja, aber das musst du Ananda fragen." "Die ist doch gar nicht hier." "Mhhhh." Gerade als Molly "mhhhh" sagte, stieg Leona die
Treppe hoch, so dass Mollchens "mhhhh" zu einem "m-h-h-h-h" wurde. Sie öffnete die Tür und betrat ein Zimmer. Jupiter erkannte drei Hunde, einen Foxterrier, einen Dobermann und einen Pudel. Molly sah zwei Kaninchen und eine Katze. Sie war griesgrau. "So, jetzt werdet ihr geimpft", sagte Frauchen Löwe unternehmungslustig. "Geimpft?" fragten Molly und Jupiter verdutzt. "Und welche Leiden habt ihr?" fragte die Graue unvermittelt, so dass Jup erschrak. "Wir? Wir haben keine Leiden" antwortete Molly. "Wir werden geimpft". "Ach so, Impfung, dann bekommt ihr eine Spritze." "Wo sind wir?" fragte Jupiter scheu. "Beim Tierarzt." "Tierarzt?"
Würmer im Bauch
Jupiter und Molly unterhielten sich noch etwas mit Schnurri, wie die Graue hiess. Ihre Herzen pochten bis zum Hals. Ihre Reise ging in ein Zimmer, voll gestopft mit seltsamen Dingen. Ein Mann stand da und daneben eine Frau. Der Käfig wurde hingestellt, und der Mann holte Jupiter raus. Bekam er jetzt eine Spritze? Der Tierarzt wog ihn. Dann setzte er ihn auf den Tisch und piekste ihn ganz fürchterlich. "Auuuu!" fauchte er und verspürte eine Heidenlust, den Nimmerkrank zu kratzen. Doch Frauchen Löwe sagt, kratzen ist verboten. Er konnte es noch unterdrücken. Nach ein paar
anderen Spritzen, Pudern, Tröpfchen geben und Untersuchungen liess er Jup wieder in den Käfig. Dann wiederholte er mit Molly die gleiche Prozedur. Schliesslich sagte er: "Molly ist in Ordnung. Nur der Kater, der hat Würmer". "Ich habe was?", fragte Jup empört. "Du hast Würmer." "Würmer?" Zu Hause fragte Ananda "Und, alles klar"? "Nee, ich habe Würmer", sagte Jupiter. "Oh, dann musst du wohl Tabletten schlucken." "Was ist das?" "Kleine, runde Dinger, die Frauchen ins Essen mischt. Sie schmecken scheusslich". "Armer Jup", sagte Molly mitleidig. Aber dann erzählten sie alles vom Tierarzt, von Schnurri, der Spritze und was sonst noch alles in der Praxis war.
Tabletten gegen Darmwürmchen
Am nächsten Tag war Jupiter nicht richtig wohl beim Essen. Er passte auf wie beim Dreikönigskuchen, um nicht auf die Tablette zu beissen. Doch ehe er sich versah, erwischte er ein ekliges, braunes Ding. "Ojemine", mauzte er "da esse ich lieber einen Wurm". "Hast du schon", spottete Kitty. Heute ass Jup auf dem Balkon. Er hatte die Vorhänge zerrissen und hatte nun die Strafe bekommen. Selbstverständlich wusste auch Kitty bereits, dass er Würmer hatte. Doch das war Jup peinlich.
Der Kratzbaum
Einige Tage später (jetzt hatte sich Jupiter an die Tabletten gewöhnt) schleppte Frauchen Löwe ein riesiges Ding an. Sie stellte es in die Ecke. Es war ein Kratzbaum. Er hatte zwei Liegeplatten, drei Kratzsäulen, eine Schlafrolle und eine Hängematte - ungefähr so: "Was ist das?" fragte Molly. Ananda antwortete: "Ein Kratzbaum. Der tut nichts, siehste", sagte sie und bezwang die erste Liegeplatte, wo sie sich keuchend niederliess. Jupiter fürchtete sich etwas. Molly kletterte bis zu Ananda hoch und kuschelte sich an sie. "Heute übernachte ich hier oben". Einige Sunden später konnte Molly Jup überreden, auch rauf zu kommen. Er war vorsichtig und ging erst mal in die Hängematte. Als die aber wackelte, raste er erschreckt auf die erste Platte.
Haus im Haus
Zwei Wochen waren vergangen, seit sie den neuen Kratzbaum bekommen hatten. Jupiter wagte sich sogar schon auf das oberste Brett. Aber die zwei Wochen waren Jupiters langweiligste Lebenswochen. Einmal musste er nochmals zu Dr. Nimmerkrank wegen der Würmer. Doch das kannte er ja schon. Aber eines Tages sah Molly eine Maus. Und ratet mal, wie sie reagiert hat? Sie sprang ihr nach, verfolgte sie ins Wohnzimmer und in die Küche. In der Gerümpelkammer erwischte sie die Maus endlich. "Pieps-Pieps-Pieps". Die Maus strampelte und fipste. "Halt's Maul! Kannst du nicht in Würde sterben?" sagte sie und wollte den Nackenbiss durchführen (darin gab es für Jup und sie einen Fernkurs bei Ananda), als die Maus sich befreit hatte. Sie nahm wieder die Verfolgung auf. Doch sie konnte nicht mehr anhalten und knallte gegen den Kratzbaum. Diese fiel um, riss die Vorhänge nieder und krachte gegen den Tisch.
Ananda erzählt
Als Frauchen Löwe sich an Molly ausgetobt und das Chaos aufgeräumt hatte, fragte Ananda, was für ein Monat war. Da Leona sie nicht verstand, bekam Ana keine Antwort. "Du, Kitty", fragte sie "Was für eine Jahreszeit ist denn? Die Blumen blühen nicht mehr auf den Wiesen und die Hunde bellen nicht mehr." "Hör auf, Munzo zu zitieren, Ananda. Es ist Frühling". "ach, das Frühjahr. Vor zwei Jahren wurde mein letzter Wurf zur Welt gebracht - Lupo, Aijscha, Felis uns Alba". "Von wem?" "Malik." "Farben?" "Lupo und Alba waren cremig hellbraun, Aijscha und Felis etwas dunkler". "Hübsch, hatte nie Kinder". "Du Glückliche". "Wie?" "Kinder sind die Arbeit in Person". "Arbeit?" Maunzo schreibt "Drei Dinge geben Kätzin's Leben Sinn: Lieben, Spielen, Kinder". "Hör auf, Maunzo zu zitieren".
Eine Entdeckung
Jupiter wachte auf. Verschlafen reckte er sich. Da hörte er, wie Meike am Telefon diskutierte: "Ja, Herr Beckmann, bitte….., hören Sie…., ja….ja! Leona Schwarz…… Frau Schwarzbusch verkauft sie…. alle?" "Ja, alle". "Den braunen auch?" "ja, alle drei?....Wie? ………… nur zwei?" "Ja, der rote und braun gestreifte" "Okay, übermorgen". "Ein Dienstag? Wie? Schon Samstag?.... gut…. übermorgen. Auf Wiederhören, Herr Beckmann, bis Montag - wiedersehn".
Jup erschrak. Wer oder was war gemeint? Er und Molly? "Wenn Frauchen Löwe uns verkaufen will, wehren wir uns!" "Oh ja". Er suchte Molly auf: "Du, Molly, Frauchen wird uns weggeben." "Waaaaasss?"
Molly dreht durch
Molly japste. Ihre Augen wurden immer grösser. Stotternd erzählte Jupiter vom Gespräch zwischen Meike und diesem Herrn Beckmann. Als Jupiter fertig war, rannte Molly in die Gerümpelkammer. Sie kam mit einem Bündel heraus, bestehend aus der kratzigen Decke. Sie stopfte ihr Lieblingskissen hinein, ihren Napf, ihren Vogel (der war da, um alles zu parfümieren) und eine Wurmtablette, die Jup nicht gegessen hatte (ihr Glücksbringer). "Was tust du da?" "Packen! Ich will nicht zu diesem Beckmann. Ich geh heim zu Mama auf den Hof."
Das was man die Situation retten nennt
"Molly", Jupiter miaute flehend. "Molly, du kannst nicht gehen". Ana behielt die Ruhe. "Hör zu, Kleine. Frauchen Löwe würde das nie tun, Molly". "Ich gehe trotzdem", beharrte Molly. "Auf Wiedersehen, Jupiter. Tschüss, Ananda", wiederholte sie zum dreitausendundsiebenhundertsten Mal. Und dies Mal hoppelte sie, bevor Jup etwas einwenden konnte, davon. Heute war der Tag. Heute würde er vergeben werden, dachte sie sich.
Etwas später kam Leona Schwarzbusch an. Ein kleiner Herr mit auffällig dickem Schnauzbart stand vor ihr. Sie holte ein zeitungspapierumwickeltes Bündel hervor. Ananda und Jupiter verabschiedeten sich. "Hier ist der Topf", sagte Meike. "Wie, einen Topf will er? Das ist alles?" Jetzt ging alles ganz schnell. Jupiter raste Molly nach. Und ratet, wo alle ein bisschen später waren? Klar, im Geheimtreff bei Frischvogel von Jupiter.
Hallo und Miau
Ich bin Jupiter. Und durch dieses Buch habt ihr schon mal mich und meine Welt kennen gelernt. Aber, nicht weitersagen, den Namen Jupiter habe ich vom Planeten Jupiter, weil Frauchen Löwe findet, meine Färbung entspricht diesem Ding. Ich habe in einem Planetarium (wo es Früchte gibt, ist schliesslich ein Obstservatorium) meinen Namensvetter gesehen. Echt cool! Wenn ich gross bin, fliege ich in einer Rakete auf den Jupiter. Ich möchte wissen, wie man in einem Raumschiff Vögel jagt, wo doch alles schwebt. Und übrigens, Jupiter ist noch längst nicht die einzige Geschichte mit meinen Abenteuern. Weitere Bücher sind in Vorbereitung.
Euer Jupiter
Nachwort der Autorin:
Die Sache mit Jupiter kam überrumpelnd. Ich suchte ein gutes Thema für ein Buch. Das brachte mein Grosi und mich auf die Idee mit Katzen. Dieses Jupiterbuch ist hauptsächlich in Oberburg entstanden. Und Jupiters Tagebuch (aus Katzensicht geschrieben) sogar ganz. Man könnte sagen, Jupiter sollte Oberburger sein.