Das Ende einer grossen Liebe - Luskas Bücher

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Das Ende einer grossen Liebe

Buch 7
Es waren zwei Jahre vergangen, seit Wuschel wieder daheim war. Die erste Zeit mit ihm war gar nicht so einfach. Er musste sich erst wieder daran gewöhnen, ein geordnetes Leben zu führen. Zudem lebten nicht mehr die gleichen Katzen bei Tina wie vor seinem Verschwinden. Es gab Neuzugänge und alte Bekannte, wie Luna, waren nicht mehr dort. Früher begrüsste er die Neuankömmlinge, nun war er der Fremde, der sich erst wieder einleben musste.

Doch bald lief alles wieder in gewohnter Weise ab. Dank Nelas Waschküche, in der er Wärme gefunden hatte, und dem täglichen Futter, war Wuschel bei seiner Rückkehr nicht unterernährt. Es ging ihm ausgezeichnet. Der Tierarzt staunte nicht schlecht, in welch gutem Zustand er war. Er fand nicht mal einen Floh an ihm. Alle Zähne waren vorhanden, die Ohren unversehrt. Er erklärte Tina, dass das nicht selbstverständlich ist, wenn ein Tier so lange auf sich allein gestellt ist. Meistens wird es dann in Revierkämpfe verwickelt und trägt Wunden davon. Dass das nicht so war, hatte vermutlich auch mit dem guten Wesen von Wuschel zu tun. Mit seinen sechs Kilos war er sehr sanftmütiger Riese. Vom Wesen her blieb er ein Baby. Giny, seine Mutter, putzte ihn jeden Tag. Er genoss es sichtlich, wenn sie ihm mit ihrer Zunge jedes Härchen an den Ort legte, wo es hingehörte. Er drückte sich dann fest unter ihren Kopf und schnurrte. Meistens gingen sie zusammen und kamen auch zusammen wieder zurück. Die Verbindung von Mutter zu Sohn war hier sehr stark, stärker als die von Giny zum Bruder Merlin.

Abends hockte er sich neben Tina aufs Sofa. Wenn auch sie sich der Länge nach hinlegte, sprang er ihr auf den Bauch, und legte seinen Kopf so weit nach oben, dass er sie mit seinen Barthaaren am Kinn kitzelte. Er schaute ihr von unten her fest in die Augen, fixierte sie schon fast. Dabei krabbelte er immer weiter nach oben bis er ihr mit seiner rauen Zunge ihre Nase lecken konnte. Manchmal dachte Tina, wenn er sie so eindringlich ansah „Was will er von mir?“ Doch Wuschel wollte nichts, wollte einfach bei ihr sein. Er liebte sie schon immer. Doch seit seiner Rückkehr war ihre Beziehung noch viel inniger geworden

Manchmal spürte Wuschel den Freiheitsdrang, den er von Simba geerbt hatte. Dann kletterte er den Baum hoch und liess sich auf der anderen Seite des Zaunes hinunter fallen. Er machte einen kleinen Ausflug über die Felder, über die er damals mit Kiki gelaufen war. Er verhielt sich dann wie sein Vater, der Zigeuner. Es konnte vorkommen, dass er zwei Tage wegblieb. Dann wurde Tina bereits wieder unruhig. Zwar trug er seit seiner Rückkehr ein leuchtendes Halsband mit Adressanhänger, doch bei Wuschel wusste man ja nie, was er im Schilde führte.

Es war wirklich eine schöne Zeit mit Wuschel. Tina war überglücklich, dass er wieder bei ihr war. Sie konnte ihn stundenlang kraulen und spürte, wie er sich gegen ihre Hand drückte. Sie bewunderte seine grossen, runden Augen, die er von Giny geerbt hatte. Sein Schädel war riesengross und sein Haar eine Pracht. Wenn er sich auf Tina legte, blieb ihr fast die Luft weg. Er war ein schwerer Bursche. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Doch das Schicksal wollte es anders. Nur wenige Tage nach Luckys Tod, wurde auch Wuschel krank. Die Anzeichen waren ähnlich wie bei Lucky: Anämie und Fressunlust. Aber Wuschel war viel stärker als Lucky, war er doch doppelt so gross und schwer. Erst dachte Tina, es handle sich nur um eine Magenverstimmung, denn auch Wuschel wollte nicht mehr fressen. Damals wusste sie noch nichts vom Resultat des Labors, dass Lucky die ansteckende Krankheit FIP hatte.
Sie brachte Wuschel, als es nicht besserte zum Tierarzt. Dieser war etwas ratlos, denn Wuschel war sonst in einer sehr guten Verfassung. Nur die Blutwerte waren schlecht. Und fressen wollte er ja auch nicht. Wenn es nach dem Tierarzt ging, hätte man Wuschel erlöst. Der Verdacht lag nahe, dass Wuschel das gleiche hatte wie Lucky.

Für Tina ging die Welt fast unter beim Gedanken daran. Nie und nimmer wäre sie damit einverstanden. Nur auf Grund einer Vermutung würde sie kein Tier sterben lassen, schon gar nicht ihren Lieblingskater, den sie schon lange genug entbehren musste. Sie nahm ihn mit nach Hause und gab ihm Spezialnahrung, die sie ihm mit einer Spritze in den Mund geben konnte.

Die Vermutung, dass er todkrank war, stand aber noch im-mer im Raum. Daheim angekommen, stand sie noch immer unter Schock. Das konnte und durfte nicht sein. Sie legte sich, obwohl es noch früh am Abend war, ins Bett, nahm Wuschel in die Arme und weinte bitterlich. Es ging ihr auch am nächsten Morgen nicht besser. Die Welt schien still zu stehen. Sie fand keine Kraft mehr, den Haushalt zu führen. Sie blieb den ganzen Tag im Bett, zusammen mit Wuschel. Ihre Gedanken galten ausschliesslich ihm. Er verstand überhaupt nicht, weshalb Tina so traurig war. Für sie war eine Welt zusammengebrochen. So traurig war sie seit vie-len Jahren nicht mehr. Sie war wie gelähmt, wollte nieman-den sehen und mit niemandem sprechen. Sie weinte ununterbrochen. Erst hatte sie Lucky verloren, nun das. Sie stand nur noch auf, um Wuschel und die anderen Katzen zu füttern. Ansonsten blieb sie im dunklen Schlafzimmer. Am liebsten hätte sie nur noch geschlafen, um all das zu vergessen, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte.

Erst nach drei Tagen fand sie die Kraft, sich aufzurappeln. Sicher war, dass sie der Krankheit den Kampf ansagen würde. Sie würde Wuschel nicht kampflos gehen lassen. Er war ihr Ein und Alles, ihr Lebenselixier. Sie konsultierte noch einen anderen Tierarzt und bekam dort neue Medikamente, die ihm helfen sollten.

Doch am nächsten Tag musste sie ja wieder arbeiten gehen und Wuschel, der noch immer nicht von sich aus frass, brauchte sie. Also nahm sie ihn kurzerhand mit ins Geschäft. Ihr Chef schaute sie etwas schief an, als er den Transportkorb sah. Doch Tina war das in diesem Moment völlig egal. Für sie war Wuschel nun das Wichtigste, und er brauchte sie. Er würde im Geschäft niemanden stören, denn er war ein ruhiger und lieber Geselle. Sie wusste nicht, wieviel gemeinsame Tage sie noch hatten. Doch diese wollten sie nutzen – zusammen.

Wuschel wurde von Tinas Mitarbeitern freudig begrüsst. Die freuten sich immer, wenn Tina eine Katze mitbrachte. Das war zwar eher selten der Fall, doch ab und zu konnte das schon passieren. Wuschel gefiel es bei Tina im Geschäft. Er durfte eigentlich alles, von einem Büro zum nächsten gehen und mit allen schmusen und über alle Geräte stiefeln. Oft legte er sich quer vor den Computer und hinderte die Frauen daran, ihrer Arbeit nachzugehen. Auf dem Bildschirm entstanden undefinierbare Zeichen wie dddddddddddddddddddddd oder 9999999999999999999. Dies war die Handschrift von Wuschel. Hätte man die Zei-chen richtig gedeutet, stünde da „bitte streicheln“.

Tina musste die Frauen informieren, dass Wuschel wohl nicht mehr lange leben würde. Sie konnten es kaum glau-ben. Auch wenn er jetzt noch kräftig war, würde er wohl bald schwächer werden, da er keine Nahrung zu sich nahm. Tina fütterte ihn alle zwei Stunden. Nebst der Spezialnahrung bekam er auch Wasser und Medikamente. Sie hoffte noch immer, dass ein Wunder geschehen würde. Doch Wuschels Schutzengel hatten Ferien. Sein Gesund-heitszustand blieb lange gleich, doch fressen wollte er noch immer nicht.
Es war eine verzwickte Situation. Tina kämpfte mit ihren Gefühlen und um das Leben ihres Traumkaters. Es war ein Auf und Ab. Manchmal sah sie eine Besserung, dann musste sie wieder erkennen, dass er eine blasse Nase hatte und erschöpft war. Sie baute ihre Hoffnung auf Bes-serung an kleinen Dingen auf, an einem sanften Miauen, Schnurren oder dass er schneller als sonst frass.

Aber tief in ihr drin wusste sie schon, dass sie den Kampf verlieren würde. Sie wollte es nur nicht wahrhaben. Nach aussen schien sie stark zu sein, doch ihre Nerven lagen blank. Wenn sie Wuschel in die Augen blickte, blutete ihr Herz. Dieses Auf und Ab der Gefühle machten sie halb krank. Es kostete sie viel Energie.

Trotzdem hatte sie ihren Entschluss nie bereut. Sie ver-brachte die nächsten acht Wochen mit Wuschel. Sie waren 24 Stunden zusammen, waren zu einer Einheit geworden. Sie wollten ihre Trauer gemeinsam meistern. Er brauchte sie und sie brauchte ihn als Trost. Noch lebte er, auch wenn er täglich etwas schwächer wurde. Sie sog seine Liebkosungen auf und hielt sich an ihm wie eine Ertrinkende fest. Beim Jahreswechsel wusste sie, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie getrennt würden. Langsam hatte sie sich mit dem Gedanken abgefunden, dass sie schon bald verschiedene Wege gehen würden. Sie musste nur den richtigen Moment finden. Wuschel sollte nicht leiden müssen. Sie wusste aus Erfahrung, dass Tiere dem Menschen sagen, wenn es so weit ist, dass sie erlöst werden möchten. Doch bis zu diesem Moment würde sie für ihn da sein.

Es war eine lange Leidenszeit für die beiden Liebenden, die vom Ende ihrer Beziehung wussten. Nur fünf Tage nach dem Jahreswechsel gab Wuschel das Zeichen. Seine Batterien waren leer, er konnte nicht mehr. Tina sammelte ihre ganzen Kräfte und brachte ihn zum Tierarzt. Sie hielt ihn noch lange fest, als seine Seele bereits zum Katzenhimmel unterwegs war. Nun war sie allein und unsagbar traurig. Sie hatte den besten Freund verloren, den sie je hatte. Noch heute kullern ihr die Tränen aus den Augen, wenn sie an ihren Schatz denkt, der nun im Katzenhimmel auf sie wartet.


Als Erinnerung an ihren Lieblingskater hat Tina folgenden Nachruf auf ihrer Homepage platziert.

Wuschel
geboren 24. Mai 2009
gestorben am 5. Januar 2013

Wir mussten heute Abschied nehmen von unserem Traumkater Wuschel. Dies ist besonders tragisch, da er eine "eigene" Katze ist. Wuschel ist der Sohn meiner schönen Giny und dem wilden Simba. Giny und Wuschels Bruder Merlin leben nach wie vor bei mir. Die Schwester Alaya wohnt bei meiner Freundin Martina.
Wuschel ist kaum zu beschreiben. Er war einfach nur ein Traum. Mit seinem seidenen, wunderschönen Langhaarfell und den star-ken Farben, hat er den Mädels den Kopf verdreht. Dazu kommt, dass er einen Charakter hatte, der nur selten zu finden ist. Er liebte es, stundenlang auf mir zu liegen und sich streicheln zu lassen. Seine Lippen waren seine erogene Zone. "Bäckli streicheln" hiess das Stichwort. Dann drückte er seinen Kopf ganz fest in meine Hände. Welch schönes Gefühl für beide.

Als er im April 2010 verschwand, waren wir ja voller Hoffnung, dass er nur einen kleinen Ausflug gemacht hatte. Er war flügge geworden und die Mädels standen Schlange. Doch die Tage und Wochen vergingen und Wuschel blieb verschwunden. Unsere Hoffnung sank, dass wir ihn je wiedersehen würden. Doch das Wunder geschah. Neun Monate später tauchte er 20 km entfernt wieder auf. Welch schöner Tag, als Wuschel wieder bei uns einzog.

Er durfte noch zwei Jahre bei uns leben, bei seiner Mami, seinem Bruder und den anderen Katzen. Wir waren derart glücklich und dachten, nichts könne unsere Idylle trüben. Doch im November letzten Jahres begann das Drama. Wuschel wurde krank. Erst dachte ich, er hätte nur eine Magen-/Darmverstimmung oder eine Grippe. Einige meiner Tiere hatten das schon durchgemacht und sich innert kurzer Zeit wieder erholt.

Doch bei Wuschel war das anders. Er frass nur noch ganz wenig und schlabberte nur noch am Futter rum. "Das wird schon wie-der", dachte ich. Doch damit lag ich falsch. Eigentlich war er sonst wie immer, verschmust, lieb und fröhlich. Aber etwas stimmte nicht, das musste ich nach zwei Wochen erkennen. Also brachte ich ihn zum Tierarzt, der sein Blut testete. Die Werte waren schlecht. Wuschel hatte bereits starke Anämie und auch sonst schlechte Blutwerte. Es stand allerdings nicht fest, woran das liegen konnte. So gaben wir ihm Medikamente und hofften, dass er stark genug war, sich zu erholen.

Ende November legte man mir ans Herz, Wuschel zu erlösen. Es sah nicht so aus, als ob seine Krankheit heilbar wäre. Mich traf fast der Schlag. Ich hatte mit vielem gerechnet, doch damit nicht. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Wuschel sterben sollte. Er war noch so vital und so jung. Mit seinen grossen Kulleraugen, die er von seiner Mutter geerbt hatte, schaute er mich an, als wolle er sagen "Spinnen die? Ich bin noch voll da".
Ich nahm Wuschel nach Hause. Da er nach wie vor das Futter verweigerte, wurde er von mir alle paar Stunden gefüttert. Eine Art Astronautennahrung für Tiere hielt ihn am Leben. Er bekam sie mit einer Spritze in den Mund verabreicht. Zwischendurch frass er ein paar Stückchen Trockenfutter, mehr aber nicht. Damit das alles möglich war, nahm ich ihn tagsüber ins Geschäft. Dort war er der König. Er eroberte sofort das Herz meiner Mitarbeiterinnen. Er durfte eigentlich alles, den Drucker belagern, das Pult belegen oder hoch auf den Pendenzen thronen. An dieser Stelle möchte ich auch meinen Vorgesetzten danken, die Wuschel bei uns im Büro toleriert hatten.

Wir waren voller Hoffnung, dass es aufwärts ging, wenn die Medi-kamente Wirkung zeigen würden. Wir beobachteten jede Bewe-gung und sein Verhalten. Unser König durfte nicht sterben. Doch innerlich wussten wir, dass der Tag kommen würde. Lange blieb seine Krankheit auf dem gleichen Stand, so sah es mindestens äusserlich aus. Ein erneuter Bluttest zeigte aber, dass die Werte schlimmer geworden waren. Wir mussten akzeptieren, dass seine Tage gezählt waren. Doch „jeder Tag ist ein schöner Tag“, das war unser Motto. „Jeder Tag in einem Katzenleben ist eine lange Zeit.“ Wir würden ihm diese Tage bis zum Schluss verschönern.
Ich habe die letzten sieben Wochen 24 Stunden mit Wuschel ver-bracht. Es ist eine extrem starke Bindung zwischen uns ent-standen, die ich noch nie bei einem Tier erlebt hatte. Er liebte mich und ich liebte ihn. Wann würde ich mich von ihm trennen müssen? Wird er mir zeigen, wann er bereit ist zu gehen? Es war für mich sehr schwierig zu entscheiden, ob sein Leben noch lebenswert oder nur eine Qual war. In dieser Zeit habe ich auch Musik gehört. An einem Konzert von Bo Katzman habe ich mir eine CD gekauft, auf der ein Lied "Voices from Paradise" zu finden ist. Dieses Lied habe ich unzählige Male gehört. Es hat mir die Kraft gegeben, die richtige Entscheidung zu treffen.

When my time will come to say goodbye
father, please give me wings and make me fly
Let me lay down my burden and let me go
from this mortal body let my spirit flow
Give me faith, give me strenght against my fear
Release me don't let me stay back here
Take me to your heaven in the skies
Let me hear the voices from paradise.

I can hear the voices from paradise
I can feel their love in my heart
The shine into my soul and they soothe my mind
And gently, as the wind of a dove
They bring to me the ligt of love.

When my time has come to say goodbye
Father please helt my loved ones when they cry
My friends and my familiy I'll leave below
Make them understand why I have to go
Fill my soul with love, fill my heart with peace
Deliver me from pain and bad disease
Take my soul and let me rise
Whe I hear the voices from paradise.

I can hear the voices from paradise …

When my time will come to say good bye
Father please hear my prayer and give me reply
Call my name, let me in
take me by my hand
When I'm standing at the door of the promised land
There's no time for cheating, there's no time for lies
When the curtain falls,
and I can hear the voices from paradise.



Uebersetzung:
Wenn meine Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen
Bitte, Vater, verleih mir dann Flügel und lass mich fliegen.
Lass mich meine Last niederlegen und loslassen
Dass meine Seele aus diesem sterblichen Körper fliessen kann
Gib mir Vertrauen, gib mir Kraft gegen meine Aengste
Befrei mich, lass mich nicht hier zurück
Bitte, Vater, nimm mich bei Dir in Deinem Himmel auf,
Lass mich die Stimmen aus dem Paradies hören.

Ich höre die Stimmen aus dem Paradies,
Ich spür ihre Liebe in meinem Herzen
Sie leuchten in meine Seele und besänftigen meinen Geist
Und sanft wie auf Taubenflügeln
Bringen sie mir das Licht der Liebe

Wenn meine Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen
Bitte, Vater, hilf meinen Lieben wenn sie traurig sind
Meinen Freunden und meiner Familie, die ich zurücklasse
Lass sie verstehen, warum ich gehen muss
Erfülle meine Seele mit Liebe und mein Herz mit Frieden
Erlöse mich von Schmerz und Krankheit
Bitte, Vater, nimm meine Seele auf und lass mich auferstehen wenn ich die Stimmen aus dem Paradies höre.

Ich höre die Stimmen aus dem Paradies ….

Wenn meine Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen
So erhöre mein Gebet und gib mir eine Antwort
Ruf mich bei meinem Namen, lass mich eintreten
nimm mich bei der Hand wenn ich dort am Himmelstor stehe
Es ist vorbei mit Lügen und Betrügen
Wenn der Vorhang fällt
und ich die Stimmen aus dem Paradies hören kann.

Lange blieb Wuschels Gesundheitszustand stabil. Die Medika-mente halfen ihm ein mehr oder weniger gutes Leben zu führen. Zwar wurde er immer dünner, doch meine Fütterung half ihm am Leben zu bleiben.

Letzten Freitag verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er erbrach, obwohl er kaum mehr was im Magen hatte. Ich wusste, dass seine Nieren nicht mehr mitmachten. Ich kannte das von Emsy, der damals auch so krank war. Am Samstagmorgen konn-te sich Wuschel kaum mehr auf den Beinen halten. Er lag auf meinem Bett und schaute mich mit riesigen, flehenden Augen an. Seine Pupillen waren weit geöffnet, vermutlich hatte er jetzt Schmerzen. Ich sah seinen Blick, der mir sagte "Lass mich nun gehen". Ich wusste, jetzt war der Moment gekommen, wo ich sei-nen Wunsch erfüllen musste.

Es brach mir fast das Herz, als ich ihn zum Tierarzt bringen muss-te. Gott sei Dank durfte er dort nach einer Spritze langsam und schmerzfrei in meinen Armen einschlafen. Er musste nicht leiden.

„Wenn meine Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen
Bitte, Vater, hilf meinen Lieben, wenn sie traurig sind
Meinen Freunden und meiner Familie, die ich zurücklasse
Lass sie verstehen, warum ich gehen muss.“

Natürlich verstehe ich nicht, wieso ein so junges Tier gehen musste, ein Lebewesen, das niemandem was zuleide getan hat. Aber trotzdem bin ich dankbar für die kurze Zeit, die ich mit mei-nem Wuschel verbringen durfte. Besonders die letzten Wochen waren extrem intensiv. Er war ein Prachtskater, mein Schätzchen.

Auch seine Katzenfamilie hat sich von ihm verabschiedet. Tiere spüren genau, wann das Ende gekommen ist. Sie sind in der Nacht einer nach dem anderen aufs Bett gesprungen und haben sich für kurze oder längere Zeit zu Wuschel gelegt. Sogar Shumba hat ihm die Stirne geleckt, was er vorher noch nie gemacht hätte. Aramis, der sich Wuschel immer aus der Distanz angeschaut hat, legte sich dicht zu ihm und hat ihn mit seinem dichten Fell gewärmt. Und Giny, sein Mami, hat Kopf an Kopf bei ihm geschlafen.

Nun ist Wuschel von seinen Leiden erlöst. Er wird im Katzenhimmel von vielen Artgenossen erwartet. „Leb wohl, mein Sonnenschein. Danke für die Zeit, die du bei uns verbracht hast.“

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