Der Traum der Lok
Buch 8
Es war vor noch nicht so langer Zeit und weitab von der nächsten Siedlung. Auf dem Abstellgleis im alten Bahnhofsgelände stand eine Dampflokomotive mit ihren Anhängern. Sie stand seit vielen Jahren dort, unbewegt, verschmutzt und unnütz. Am Wochenende kamen ab und zu Jugendliche vorbei, die im hintersten Wagen hausten und feierten. Sie hatten Musik dabei, die laut durch die Stille dröhnte. Da keine Häuser in der Nähe standen, waren sie ungestört. Niemand kam vorbei und musste sich über den Lärm beklagen. Sie waren vollkommen ungestört und nutzen das total aus.
Im hintersten Wagen, wo sie sich zuerst niedergelassen hatten, gab es schon lange keine Türen mehr, so dass sie ungehindert eindringen konnten. Sie hockten sich auf die Holzbänke und legten ihre Füsse hoch. Dabei war es ihnen absolut egal, ob sie Schmutz reinbrachten oder einen Schaden am Inventar verursachten. Es handelte sich hier ja um einen ausrangierten Zug, der sowieso niemandem gehörte. Sie hatten auch schon die ganzen Wände mit Bildern und Schriftzügen versehen. Graffiti nannten sie diese Kunst. Und darauf waren sie echt stolz. Sie besprühten Wände, Fenster und Türen, vergingen sich damit an fremdem Eigentum, doch das war ihnen egal. Für sie war das "cool", auch wenn andere Personen das eher als Verschandelung werteten. Gewisse gingen sogar noch weiter und betrachteten Graffitis als eine Art Markierung, ähnlich der Markierung eines Katers.
Vor dem Wagen stellten sie einen Grill auf, auf dem sie ihr Nachtessen zubereiteten. Alkohol floss in grossen Mengen. Die leeren Bierflaschen warfen sie einfach aus dem Fenster, sodass hinter dem Zug bereits ein grosser Scherbenhaufen entstanden war. Im Innern war alles muffig und vernebelt, denn es gab in dieser Gruppe keine Nichtraucher. Und es blieb auch nicht bei Zigaretten. Manchmal hing ein Duft von Haschisch in der Luft.
Ab und zu brachten sie ein paar Mädchen mit. Diese waren etwas zurückhaltender und verabscheuten eigentlich Drogen und Alkohol. Doch dieses Verhalten war in dieser Gruppe total uncool. Wer nicht mitmachte, wurde ausgestossen. Also liessen die Mädchen sich durch den Gruppendruck doch zu Drogen und Alkohol verleiten. Wenn sie dann high waren, nutzten die Burschen die Gunst der Stunde, um sie zu küssen und zu verführen.
Für die Gruppe war es der ideale Ort, um sich auszutoben ohne dass die Erwachsenen sie in die Schranken wiesen. Wenn das Fest vorbei war, torkelten sie davon. Die Mädchen liessen sie zurück. Diese sollten erst ihren Rausch ausschlafen und von den Drogen herunterkommen. Sie waren nur Mittel zum Zweck. Mit Liebe oder Zuneigung hatte das nichts zu tun.
Was erst im hintersten Wagen begann, weitete sich aus. Bald nahmen sie auch den zweitletzten Wagen ein. Dort assen sie, wenn auch wie die Ferkel. Die Verpackung wurde auf den Boden geschmissen und überzähliges Essen einfach liegen gelassen. Bald war dieser Wagen voller Fliegen, die sich über die Resten her machten. Also zog die Gruppe einen Wagen weiter nach vorne. Es dauerte nicht lange und der Zug war in einem fürchterlichen Zustand. Sie verdreckten alles, benutzten die Toiletten, obwohl diese seit Jahren nicht mehr funktionstüchtig waren. Sie hausten wie die Schweine und waren sich keiner Schuld bewusst, das Eigentum anderer zu beschmutzen.
Doch etwas schafften sie nicht. Die Lokomotive konnten sie nicht einnehmen. Diese Türe war fest verschlossen und die Fenster konnte niemand öffnen. Aber an der Zugmaschine hatten sie eh kein Interesse. Da gab es zu wenig Platz, um es sich gemütlich zu machen. Also liessen sie das schwarze Monster in Ruhe.
So stand dieser Zug seit Jahren etwas abseits der offiziellen Reisestrecke auf dem Abstellgleis. Er war zum Tode verurteilt und wartete nur darauf, dass jemand kam und ihn in die Verschrottung zog. Auch wenn die Kombination ein trauriges Bild bot, loderte noch etwas Leben in der Lokomotive. Sie stand seit Jahren unnütz hier und hatte das Treiben der Jugendlichen über sich ergehen lassen. Traurig schaute sie nach hinten zu den Wagen, die einst edel und sauber waren und jetzt einem Abfallhaufen glichen. Sie träumte von den alten Zeiten, als sie noch im Dienst war und durch die Berge stampfte. Sie hatte vieles erlebt und fröhliche Gäste beherbergt. Wenn sie langsam durch die Berge zog und dabei eine Rauchfahne nach sich zog, gab sie ein malerisches Bild ab. Damals wusste man noch nichts von Schadstoffen in der Luft oder Umweltverschmutzung. Die Leute waren froh, dass es dieses Transportmittel gab. Man hatte sie bewundert wegen ihrer Stärke und ihrer Ausdauer. Selten musste sie irgendwo anhalten, um eine Pause zu machen oder Wasser zu tanken. Sie war jahrelang im Einsatz und nie krank. Trotzdem hatte man sie eines Tages einfach abgeschoben und ausrangiert. Ihre Dienste waren nicht mehr gefragt, ihre Technik überholt, der Unterhalt viel zu teuer. Es war nur eine Frage der Zeit bis man sie verschrotten würde.
Die Lok gab ein leises Pfeifen von sich, kaum hörbar. Es war als läge sie in den letzten Zügen. Sie weinte bitterlich. Man hatte sie einfach zur Seite gestellt und an ihrer Stelle moderne und komfortable Zugskombinationen auf die Schiene gebracht. Schnell mussten sie sein, umweltschonend und bequem. Die modernen Leute hatten keine Zeit mehr, keinen Sinn für das Schöne dieser Welt. Alles musste schnell und noch schneller gehen. Schön waren sie ja nicht, die neuen Züge, dafür windschnittig und leise. An den Bahnhöfen herrschte ständig Hektik. Wo man früher noch etwas Zeit fand, um mit den Nachbarn zu plaudern, drängte man sich heute genervt an den anderen vorbei, um noch den Anschlusszug zu erwischen. Die guten alten Zeiten waren vorbei. Das Leben hatte sich verändert.
Wie sehr sich Lok doch wünschte, dass sie in ihren alten Tagen noch etwas Sinnvolles machen könnte. Sie stand ja nur noch da, hatte keine Aufgabe und bald auch keine Energie mehr. Dabei war ihr Leben ja noch nicht zu Ende. Vom Fenster der Lok tropften ihre Tränen und versickerten im Boden.
"Was bist du denn so traurig?" hörte sie eine leise Stimme flüstern. Als sie ihre Tränen weggeputzt hatte, sah sie zwei zarte Flügel und spürte die feinen Füsse, die sich auf ihr niederliessen. Eine Elfe hatte ihr Flehen gehört und wollte ihr helfen. "Ach du, mir geht es so schlecht. Seit Jahren habe ich keine Aufgabe mehr. Meine Wagen und ich sind unnütz geworden. Niemand mag uns mehr. Dabei wollten wir auch nach unserer aktiven Zeit noch etwas Gutes tun. Ich würde alles dafür geben, um noch eine sinnvolle Aufgabe zu bekommen und vielleicht sogar irgendwo in einem Museum zu landen oder in einem Freizeitpark, wo ich den Leuten zeigen kann, dass auch eine alte Lok noch etwas Schönes sein kann."
"Kein Problem, Lok, ich werde dir helfen. Du wirst eine Aufgabe bekommen, die dir Freude macht. Im Gegenzug musst du aber deine Kraft für einen guten Zweck zur Verfügung stellen." Lok war begeistert. Endlich war jemand gekommen, der sie verstand und ihr helfen wollte. "Aber sicher doch, noch so gerne, lieber heute als morgen, lass uns loslegen."
Lok sah, wie die Elfe mit ihrem Zauberstab wedelte. Feiner Goldstaub überzog die alte schwarze Lokomotive. Sie wurde, zusammen mit ihren Wagen, hochgehoben und flog mit der Elfe davon, hinauf in den Himmel. Zurück blieben nur noch leere Schienen und ein grosser Abfallhaufen.
Wagen 5
Sie landeten mitten in der Stadt im Stadtpark, eingebettet in Beton und Hochhäuser. Ausser in diesem Park gab es in der Stadt fast keine Bäume mehr, kaum Gärten und Spielmöglichkeiten für die Kinder. Es war trostlos hier. Der Verkehr wälzte sich mit Hupen und Getöse über die verstopften Strassen. Wer es eilig hatte, nahm die Untergrundbahn. Die Luft war stickig, es herrschte ständig Smogalarm. "Aha, das ist nun die saubere Stadt", hörte sich Lok sagen. Sie war enttäuscht von dem, was sie hier sah.
Im Park spielten ein paar Kinder an den wenigen fantasielosen Spielgeräten, die hochstudierte Leute für sie organisiert und montiert hatten. Spass machte das nicht und Fantasie konnte man schon gar nicht entwickeln, aber besser das als gar nichts.
Mitten in dieser trostlosen Oede landete Lok mit ihren Wagen. Sie flog eigentlich vom Himmel, doch das hatte niemand bemerkt. Kaum war sie gelandet, koppelte sie den hintersten ihrer Wagen ab, Wagen Nummer 5. Die Lok mit den vorderen Wagen flog wieder hoch zum Himmel. Von oben schaute sie auf ihren Wagen hinunter. Dieser stand nun auf Schienen mitten im Park. Es sah so aus, als habe man ihn extra für die Kinder dort platziert. Und ehe sich Lok versehen konnte, verwandelte sich der alte verdreckte Wagen, in dem erst noch die Jugendlichen ihr Unwesen getrieben hatten, in ein Kinderparadies. Die grässlichen Graffitis waren verschwunden. An ihrer Stelle waren Figuren aus dem Dschungelbuch zu sehen. Sie waren sauber gemalt, farbenfroh und auf die Umgebung abgestimmt. Die Fensterscheiben waren sauber geputzt, so klar dass man ins Wageninnere schauen konnte. In der Mitte des Raumes stand ein grosser Tisch mit vielen kleinen farbigen Stühlen. An den Wänden waren Schränke und Gestelle montiert, gefüllt mit vielen Spielen und Bastelmaterial für Gross und Klein. Es gab sogar eine Toilette, die funktionierte und am Abwassersystem der Stadt angeschlossen war.
Sie sah bereits die ersten Kinder, die verwundert zum Wagen stürmten. Der stand doch gestern noch nicht da? Als sie die Treppe hoch stiegen und in den Wagen hinein gingen, leuchteten ihre Augen wie noch nie. Sie mussten alles bewundern und testen. Welch schöner Wagen und erst noch so viel Spielzeug. Jetzt hatten sie einen Kinderspielplatz, wo sie ausgiebig spielen konnten. Sie waren geschützt, selbst wenn es draussen regnete. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auch die Eltern wunderten sich über das Geschenk, das ihnen die Stadt gemacht hatte. Selbst die Stadtverwaltung war verblüfft, als sie den Dschungelbuch-Wagen im Park vorfanden. Aber sie wollten sich keine Blösse geben und diskutierten keinen Moment darüber, wer das organisiert und finanziert hatte. Es blieb ein Geheimnis.
Wagen 4
Am nächsten Tag ging die Reise weiter. Die Lok flog quer über das Land, hoch hinauf in die Berge, wo sich Fuchs und Reh gute Nacht sagten. Niemand wohnte hier, denn im Winter fegte hier ein kalter Wind übers Land. Die Rinder, die im Sommer hier oben geweidet hatten, waren schon längst wieder im warmen Stall im Tal. Die Ziegen hatte man vor einigen Wochen zu Fritz gebracht, der sie über den Winter versorgte. Alle Tiere, die im Winter in einen Winterschlaf fielen, waren bereits in ihren Höhlen verschwunden und schnarchten vor sich hin. Die Wanderer, die im Sommer hier ihre Touren machten, blieben unten, denn in den Bergen war es um diese Jahreszeit viel zu gefährlich. Es war hier oben totenstill, schon fast gespenstisch ruhig. Man hätte meinen können, die Zeit sei für ein paar Monate stehen geblieben.
Trotzdem gab es noch Leben hier oben. Der Winter hatte zwar schon lange Einzug gehalten, doch nicht alle Tiere hatten die Möglichkeit, sich in einen warmen Stall zurückzuziehen oder einen Winterschlaf abzuhalten. Die Rehe mussten draussen bleiben, mitten im Schnee und in der Kälte. Sie fanden auch kaum mehr Nahrung, denn der Schnee und das Eis hatten alles unter sich begraben. Oft mussten sie tagelang hungern. Doch wie durch ein Wunder stand plötzlich ein Wagen vor ihnen. Es schien, als sei er vom Himmel gefallen. Es war Wagen Nr. 4 der Lok-Kombination. Am hintersten Teil gab es ein langes Brett, das bis zum Boden reichte und über das die Rehe ohne Probleme in den Wagen gelangen konnten. Aussen war er weiss bemalt, wie der Schnee, und somit für Feinde kaum sichtbar.
Im Innern waren an allen Wänden Futterkrippen angebracht, gefüllt mit Heu und Korn. Der Boden war mit Stroh ausgelegt, damit sich die Tiere in der Wärme niederlegen konnten. Auch wenn es hier keinen Ofen gab, war es immer wohlig warm. Selbst wenn ein Schneesturm durch die Berge zog, konnte er dem Wagen nichts anhaben. Er stand wie festgewachsen am Waldrand, unantastbar und sicher verankert. Die scheuen Rehe brauchten zwar etwas Zeit, um sich an diesen Futterwagen zu gewöhnen. Doch sie waren dankbar für diesen Unterschlupf und die Nahrung. Es musste sich auch niemand aus dem Tal um den Nachschub kümmern. Keiner musste hinauf steigen, um die Krippen zu füllen. Dafür sorgte die Elfe. Sobald die Tiere etwas Heu aus der Krippe gezogen hatten, füllte sich diese auf wundersame Weise wieder auf. Lok war mächtig stolz, als er seinen Zweitletzten so stehen sah. Wie schön, dass sie den Tieren helfen konnte. Sie hatten es im Winter sowieso immer schwer. Allmählich verschwand ihre Trauer. Die Elfe hatte ihr Versprechen gehalten. Lok hatte nun eine Aufgabe.
Wagen 3
Am dritten Tag flogen sie wieder zurück in Richtung Osten. Die Elfe hatte einen Hilferuf gehört. Sie wusste, dass Lok hier helfen konnte.
Am Ufer des Flusses sassen ein paar Obdachlose. Sie hatten ihr Lager unter den Brückenpfeilern errichtet, soweit man diese Unterkunft überhaupt Lager nennen konnte. Es waren acht mittellose Personen ohne Wohnsitz, die hier hausten. Sie hatten nichts. Sie legten sich in der Nacht auf Pappkartons und deckten sich mit alten Kleidern zu, die sie aus den Säcken der Kleidersammlung gezogen hatten. Um sich überhaupt warm zu halten, legten sie sich dicht aneinander. Die Stadt war nicht stolz auf diese Randständigen und wollte sie schon lange vertreiben. Doch die Obdachlosen wollten hier bleiben. Hier war ihr Zuhause, ihr Wohnsitz. Man hatte ihnen einen Platz in der Notschlafstelle angeboten in der Hoffnung, dass sie danach nicht mehr unter die Brücke zurückkehrten. Aber sie wollten das nicht. Sie konnten nicht auf Dauer in geschlossenen Räumen sein und hatten Angst, dass man sie in der Nacht beklauen würde. Manchmal gingen sie zwar in diese Institution, um zu duschen und eine warme Suppe einzunehmen. Aber dann ging es zurück zum Fluss, wo die anderen bereits warteten.
Sie waren wie eine kleine Familie geworden. Alle hatten eine schwere Zeit hinter sich und schlechte Erfahrungen gemacht. Aber zusammen waren sie stark. Was der eine nicht konnte, konnte der andere. Sie halfen sich, wo immer es nötig war. Ab und zu kamen Leute vorbei, die es gut mit ihnen meinten. Sie gaben ihnen etwas Geld oder Nahrung. Ansonsten waren sie auf sich selber gestellt. Als die Sonne unterging und der Mond langsam über dem Horizont auftauchte, legten sie sich schlafen. Sie hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der nächste Tag Besserung brachte.
Als sie am nächsten Morgen durch die ersten Sonnenstrahlen geweckt wurden, waren sie nicht sicher, ob sie bereits wach waren oder noch immer träumten. Vor ihnen stand ein Zugwagen, sauber gestrichen und geputzt. Auf der Längsseite war eine Landschaft abgebildet mit saftigen Wiesen und hohen Bergen im Hintergrund. Auf dem höchsten Berg thronte ein grosses Schloss. Man sah weidende Kühe und einen Bach, der ins Tal floss. Ueber diesem Bild war ein Schriftzug angebracht "My Home is my Castle".
Wie um Gottes Willen kam dieser Wagen hierher? Sie hatten nichts gehört und nichts gesehen. Doch er stand hier. Sie hörten das Quietschen der hinteren Türe, die sich langsam und gespenstisch öffnete. Sie spähten ins Innere. An der Vorderwand entdeckten sie eine kleine Küche. Sie war bescheiden eingerichtet, verfügte nur über eine Herdplatte, ein Waschbecken und zwei Schränke. Im einen war Geschirr und Besteck, der andere schien ein Vorratsschrank zu sein. Es gab auch einen kleinen Kühlschrank, in dem sie Mineralwasser und Essen vorfanden. Hinten im Wagen gab es sogar eine Toilette und eine Dusche, welcher Luxus.
Im Zentrum des Wagens standen eine Couch und ein Tisch mit Klappstühlen. Daneben, an den Seitenwänden waren Klappbetten montiert, genau gleich wie in den Schlafwagen. Wenn man sich schlafen legen wollte, musste man nur das Bett runterklappen. Die Betten waren sauber bezogen. Jedes verfügte über eine saubere Matratze und eine warme Bettdecke. Der Wagen bot Platz für acht Personen, genau so viele wie sie "Familienmitglieder" hatten.
Sie konnten es kaum fassen, was hier geschehen war. Anscheinend hatte sich die Stadtverwaltung erweichen lassen und ihnen diesen wunderschönen Wagen zur Verfügung gestellt. So waren sie für die Stadt kein Schandfleck mehr und sie konnten sich sauber halten und selber versorgen. Damit sie sich nicht eingesperrt fühlten, waren die Fenster mit Fliegengittern versehen, was am Flussufer auch sinnvoll war, wenn man sich nicht unentwegt von Mücken stechen lassen wollte. So konnten sie auch in der Nacht bei offenem Fenster schlafen und fühlten sich nicht eingesperrt. Nach ihrem ersten Rundgang entdeckten sie das kleine Schild an der Eingangstüre "Familie Glück". Lok war genau so glücklich wie die Obdachlosen. Sie hatten zwar einen alten Wagen bekommen, der eng und ohne grossen Komfort ausgestattet war. Doch für Familie Glück war das mehr als sie sich je erträumt hatten. Endlich konnten sie wieder ein normales Leben führen. Es war ein Geschenk des Himmels.
Wagen 2
Mitten im Industrieareal stand eine wacklige Holzbaracke. Sie war nur provisorisch zusammengeschraubt. Alle hofften, dass sie noch die nächsten Wochen überstehen würde. Das Dach, ein Wellblechdach, bot zwar etwas Schutz vor dem Regen. Bei Sonnenschein heizte es sich aber extrem auf, sodass im Inneren Temperaturen wie in den Tropen entstanden.
Dies war nicht immer so gewesen. Bis vor drei Wochen stand hier ein fast neuer Imbisswagen. Familie Gül betrieb diese Imbissbude schon seit Jahren und hatte viele treue Kunden. Das Geschäft lief ausgezeichnet, und sie hatten sich deshalb vor wenigen Wochen einen neuen Imbisswagen gekauft. Die Arbeiter der Umgebung waren froh, hier in kurzer Zeit ein leckeres und günstiges Mittagessen zu bekommen. Frau Gül war auf Sauberkeit bedacht. Ihr Mann und sie kochten sehr gut und alles entsprach den Hygiene-Vorschriften. Sie waren freundlich und zuvorkommend, sodass sie hier viele Freunde gefunden hatten, die regelmässig zu ihnen kamen. Wenn es die Zeit erlaubte, plauderte man auch über Gott und die Welt. Sie waren Freunde geworden, nicht nur Gastgeber und Gast.
Nie gab es Klagen, alles lief super bis zu der Nacht, in der Unbekannte wüteten und den Imbissstand anzündeten. Was Familie Gül am nächsten Morgen vorfand, wird ihnen immer in Erinnerung bleiben. Alles war zerstört, abgebrannt. Nur noch ein Haufen Asche und Metall erinnerten daran, dass hier einst eine Imbissbude gestanden hatte. Dabei hatten sie sich so viel Mühe gegeben, alle Bewilligungen eingeholt und ihre Kundschaft zuvorkommend bedient. Sie hatten ihre letzten Ersparnisse in diesen neuen Wagen gesteckt, der mit modernen Geräten ausgestattet war. Und nun war der Traum vorbei. Zwar hatte die Polizei alles aufgenommen. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, doch von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Niemand weiss, wer den Brand gelegt hat und was die Gründe dafür waren.
Natürlich waren sie versichert, doch die Versicherung wartet auf das Ergebnis der Polizei bevor sie die Versicherungssumme auszahlen. Doch das nützt Familie Gül im Moment nicht viel. Das Leben geht weiter und sie müssen Arbeit haben um leben zu können.
Ein Bekannter hat ihnen geholfen, eine provisorische Bude aufzubauen. Sie besteht aus ein paar alten Brettern und dem genannten Wellblechdach. Die Arbeiter haben ein paar Stehtische organisiert, die sie vor der Bude hingestellt haben. Die Küche besteht aus alten Geräten, die Familie Gül günstig im Internet kaufen konnte. Alles, aber wirklich alles ist alt, heruntergekommen und provisorisch. Trotzdem bleiben ihnen die Kunden treu. Sie wissen zwar, dass sie nun aus Kartontellern und mit Plastikbesteck essen müssen, aber das stört sie nicht. Das Essen braucht durch die alten Küchengeräte zwar etwas länger, aber sie möchten Familie Gül helfen, wieder eine neue Existenz aufbauen zu können.
Und mitten in diesem Areal landete Lok. Sie sah schon von weit oben die wacklige Bude, die schief in der Gegend stand. Unglaublich, dass man hier Gäste bewirten konnte. Jeder Tisch, der davor stand, hatte eine andere Grösse, Form und Farbe. Eine richtige Eingangstüre in den Imbissstand gab es nicht, doch wer wollte schon die alten Geräte stehlen? Auch die Ausgabetheke fehlte. An ihrer Stelle hatte man einen langen Tisch hingestellt und ihn mit Brettern auf die richtige Höhe angehoben. Immerhin konnte Familie Gül hier das Essen und die Getränke ausgeben. Schlimme Zustände, waren das, Familie Gül fühlte sich um Jahre zurückversetzt. Sie verrichteten brav ihren Dienst, doch in ihrem Herzen fühlten sie den Schmerz der Verzweiflung.
Es war Samstag, als Lok im Areal landete. Niemand war zu sehen. Die Fabrik war geschlossen, Familie Gül zuhause. Lok fuhr langsam durch das Areal und schaute sich nach einem idealen Standort um. Er müsste für alle gut erreichbar sein, jedoch auch etwas Schatten spenden. Dann fand er ihn. Hinter der Fabrikhalle gab es einen ganz kleinen Park mit einem Biotop. Eine mächtige Eiche, die bestimmt schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hatte, breitete dort ihre Aeste aus. Dies war der richtige Ort, um sich niederzulassen, dachte Lok. Die Elfen stimmten ihr zu. Hier würde sie sich hinstellen und verankern.
Gesagt, getan. Es brauchte zwar noch ein paar Versuche bis Wagen Nummer 3 gerade stand, doch der Platz war ideal. Die Eiche war so gross, dass ihre Aeste weit über das Dach des Wagens reichten. Es gab sogar so viel Schatten, dass man die Tische ebenfalls darunter stellen konnte.
Lok koppelte Wagen 3 ab und sah zu, wie die Elfen mit ihrer Arbeit begannen. Mit ihren geschickten Händen befreiten sie ihn vom Schmutz der Vergangenheit. Sie zogen eine neue Farbe auf und montieren eine Theke und einen Rollladen. Hier sollte die Essensausgabe stattfinden. An der hinteren Seite des Wagens montieren sie einen riesengrossen Storen, den man je nach Wetterlage aus- oder einziehen konnte.
Im Innenraum rissen sie die alten Bänke raus. An ihrer Stelle montieren sie eine neue, moderne Küche mit allen Geräten, die ein Imbissstand brauchte; Kochherd, Backofen, Fritteuse, Abwaschbecken, Kühlschrank und noch vieles mehr. Alles war blitzeblank in Metallausführung, wie sich das für eine Grossküche gehörte. Es gab unendlich viel Stauraum für das Geschirr und Kochgeschirr und einen kleinen Nebenraum, der als gekühlte Vorratskammer diente. Dennoch blieb eine Nische frei, in der sie einen kleinen Tisch mit Stühlen aufstellten. Hier sollte sich Familie Gül nach getaner Arbeit kurz erholen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken können. Dieser Wagen liess keine Wünsche offen, das wussten die Elfen. Er war nach den modernsten Erkenntnissen eingerichtet und stand am perfekten Ort.
Lok war stolz auf das, was sie sah. Was man doch aus einem alten Wagen alles machen konnte! Es brauchte nur etwas Material und Geschick.
Als die Fabrik am Montag ihre Tore öffnete, fanden die Arbeiter beim Eingang einen kleinen Pfeil, der in Richtung Park zeigte. Darauf stand "Imbiss Gül". Sie gingen zum alten Imbissstand, doch die alte Holz Bude war verschwunden. Dann entdeckten sie den neuen Wagen, der im Schatten der Eiche stand. "Whow, so genial", riefen sie, "den werden wir heute über den Mittag gleich einweihen."
Familie Gül stand noch immer mit offenem Mund vor der neuen Imbissbude. Was war denn hier geschehen? Sie konnten es kaum fassen. Endlich war das Glück zu ihnen zurückgekehrt. Sie öffneten die Türe und traten in die neue glänzende Küche. Es dauerte lange, bis sie alles inspiziert hatten. Hier hatte jemand auf kleinstem Platz ein grosses Werk vollbracht.
Sie öffneten die Schränke und Schubladen, fanden alles vor, was sie für ihre tägliche Arbeit brauchten. Auch der Kühlschrank und die Vorratskammer waren prall gefüllt. Dann öffneten sie den Rollladen als Zeichen dafür, dass der Imbiss geöffnet war. Auf dem Herd lag ein Plastikmäppchen mit einem Zettel drin. Es war eine Geschenkurkunde für den Wagen und ein Pachtvertrag für den Standplatz auf Lebenszeit. Das Schicksal hatte es nun gut mit ihnen gemeint. Und ihr Glück teilten sie an diesem Tag mit den Fabrikarbeitern. Zur Eröffnung der neuen Imbissbude gab es für alle Freigetränke und ein Gratis-Mittagessen.
Wagen 1
Lok verabschiedete sich von ihrem zweiten Wagen und fuhr weiter. Sie überquerte die Berge und Seen bis zu einem kleinen Ort, von dem sie noch nie was gehört hatte. Es schien das Ende der Welt zu sein, ein kleines Dörfchen mit etwa 500 Einwohnern. Sie, die doch wirklich weit herumgekommen war, kannte dieses Nest mit dem Namen "Elfenau" nicht. Wohnten hier wohl etwa die Elfen, die ihr nun halfen ihren Traum zu verwirklichen?
Am Ende dieses Dorfes spielten Jugendliche Fussball. Das Feld war eher mit einem Acker zu vergleichen als mit einem Fussballfeld. Wühlmäuse hatten ihre Köpfe aus dem Boden gestreckt und kleine Hügel geschaffen. Damit die Jugendlichen nicht ständig über diese Erdhügel stolperten, mussten sie vor jedem Training erst die Erde mit ihren Schuhen ebnen. Der Trainer baute dieses Ritual regelmässig in sein Aufwärmprogramm ein.
Die Fussballtore waren uralt, an manchen Stellen war das Netz sogar gerissen. Man hatte es mit etwas Schnur wieder zusammen gebunden. Auch trugen die jungen Fussballer kein Mannschaftstrikot und keinen Mannschafts-Trainer. Dafür hatte man einfach kein Geld. Doch das war den Kindern egal. Sie genossen die Zeit auf dem Sportplatz. Es war der Ausgleich zum Stillsitzen in der Schule. Ihr Trainer war ein grosses Vorbild und lehrte ihnen innert kürzester Zeit die Tricks aus seiner Vergangenheit. Er war ein ehemaliger Fussballprofi und vermittelte ihnen Technik und das Bewusstsein, wie wichtig das Zusammenspiel war. Jeder hatte seine Aufgabe und seinen Platz und sein Können. Aber nur gemeinsam waren sie eine Mannschaft, mit der sie etwas erreichen konnten.
Die Eltern waren froh, dass sie einen so offenherzigen und fachkundigen Trainer gefunden hatten, der auch noch unentgeltlich tätig war. Es gab niemanden im Dorf, der vermögend war und die Heimmannschaft mit einem Tenue ausstatten konnte. Es war schon kaum möglich gewesen, einen richtigen Trainingsplatz zu finden, wo man nebst dem Sport auch mal zusammensitzen konnte. Dies wäre wichtig gewesen, um Taktik und Strategie zu üben. Sie wollten Regionalmeister werden, das war ihr Ziel. Doch dafür brauchte es nebst dem Talent auch eine theoretische Ausbildung. Die Junioren waren sehr ehrgeizige Sportler und wirklich gut, doch es brauchte noch einen letzten Schliff. Lok schaute ihnen beim Training zu. Sie waren echt geschickt und der Trainer musste nicht viel eingreifen. Doch wenn er etwas sagte, setzten sie es gleich um, denn sie wussten, dass er aus Erfahrung sprach und ihnen vieles beibringen konnte.
Als sie nach Hause gingen, kam Lok in den Einsatz. Sie liess sich neben dem Acker nieder, koppelte ihren ersten Wagen ab und hob wieder ab. Als sie von oben nochmals auf den Acker hinunterschaute, war dieser mit saftigem Gras überzogen. Es gab keine Maulwurfhügel mehr. Rund um das Fussballfeld standen Bänke, auf die sich die Zuschauer setzen konnten. Auch die Fussballtore waren neu gestrichen und die Netze professionell repariert.
Und daneben stand Wagen Nummer 1, nun neu bemalt und wunderschön. Auf seiner Seitenwand sah man ein Fussballfeld auf dem die Junioren des FC Elfenau auf einem riesen grossen Foto abgebildet waren. Sie lachten und hoben einen grossen Pokal hoch, den sie als Jugendsieger gewonnen hatten. War das wohl eine Voraussage oder ein Bild vom letzten Jahr? Lok spähte durch die Fenster, die als Fussballtor getarnt waren.
Im Innern war ein grosser Clubtisch mit Bänken. Es gab so viel Platz, dass die ganze Mannschaft und der Trainer bequem um den Tisch sitzen konnten. Das Tischblatt stellte ein Fussballfeld dar. Alle Linien waren richtig gezeichnet, an den Stirnseiten waren sogar kleine Fussballtore montiert. Hier konnte der Trainer die taktischen Züge besprechen. Es gab kleine Figuren, mit denen man die Fussballszenen nachspielen konnten. Die kleinen Fussballfiguren trugen alle ein einheitliches Mannschaftstrikot. Die zweite Mannschaft, der Trainingsgegner, trug hingegen einen Trainingsanzug in den Farben des FC Elfenau. Wie schön das alles aussah.
An der Frontseite des Wagens stand ein Schrank mit einer Glastür. Darin entdeckte Lok zwei Regale. Auf dem einen lagen 22 Mannschaftstrikots mit der Aufschrift "FC Elfenau", auf dem anderen gleich viele Trainingsanzüge in den Farben des Vereines.
Doch damit noch nicht genug. Neben diesem Schrank war eine kleine Küche mit einem Kühlschrank, der mit Mineralwasser und Süssgetränken gefüllt war. In der Glasvitrine darüber fand man Gläser, Teller und Besteck.
Die Wände waren wunderschön farbig gestrichen. Ueberall hingen Bilder aus vergangenen Zeiten und Ranglisten der letzten Meisterschaften. Damit keine lästigen Fliegen und Mücken in den Wagen eindringen konnten, war der Eingang mit einem Fliegenvorhang aus Schnüren geschützt. Wenn man genauer hin schaute, entdeckte man darauf den Schriftzug "Clubhaus des FC Elfenau".
Lok war wahnsinnig stolz auf ihre Nummer Eins. Dieser Wagen war in einem erbärmlichen Zustand gewesen und zeigte sich nun von seiner schönsten Seite. Sie musste unbedingt noch etwas bleiben und miterleben, wie sich die Junioren über ihr neues Clubhaus freuten. Und genau das geschah am nächsten Nachmittag. Punkt 14 Uhr standen sie bereit. Sie trugen die Schuhe mit den dicken Sohlen, mit denen sie immer die Maulwurfhügel runtertrampen mussten. Doch wo gestern noch ein Acker mit Hügeln und Senken war, erstreckte sich nun ein flaches Fussballfeld, überzogen mit einem makellosen englischen Rasen. Sie waren total verblüfft und liessen sich auf den Bänke nieder, die am Feldrand standen. Zuerst realisierten sie gar nicht, dass diese gestern noch gar nicht hier gestanden hatten, denn ihr Blick fiel auf den Wagen gegenüber. Was war denn das? Sie sahen das Bild ihrer Mannschaft mit dem Pokal. Sie waren noch immer wie erstarrt, als der Trainer eintraf. So etwas gab es ja gar nicht. Wer hatte ihnen so ein grosszügiges Geschenk gemacht?
Gemeinsam erkundeten sie den Wagen. Es war nicht zu übersehen, dass er speziell für sie gemacht wurde. Wie raffiniert doch der Clubtisch war, ein Spielfeld für den theoretischen Unterricht. Hier konnten sie ihre Besprechungen abhalten und Pausen verbringen. Sie waren auch nicht mehr dem Wetter ausgesetzt, wenn wieder mal ein Platzregen das Weiterspielen verunmöglichte.
Dann entdeckten sie den Schrank mit den Trikots und den Trainingsanzügen. Jedes Trikot war mit einer Nummer und dem Namen des Spielers versehen. Das gleiche galt für den Trainingsanzug. Auf dem Rücken war noch der Vereinsname "FC Elfenau" zu lesen. Einfach unglaublich! Es war perfekt.
Die grosse Ueberraschung kam noch, als sie hinten aus den Fenstern sahen. An der hinteren Seitenwand von Wagen Eins waren Duschen angebracht und ein Waschtrog, in dem sie ihre schmutzigen Schuhe waschen konnten.
Es war wie im Traum, aber dennoch Wirklichkeit. Sie hüpften und sprangen herum. Dann bildeten sie einen Kreis, streckten ihre Hände in der Mitte zusammen. Sie stimmten den Schlachtruf an, mit dem sie jedes Spiel starteten. "Aaaaaaaahhhhhh!" Dann rissen sie ihre Hände gleichzeitig nach oben und riefen: "Eins, zwei, drei, wir sind ganz vorne dabei!"
Es war für Lok so schön, die glücklichen Gesichter zu sehen. Gerade Wagen 1 war uralt gewesen und halb verfallen. Nun hatte er ein neues Erscheinungsbild und eine Aufgabe, die Freude bereitete.
Der Traum der Lok
Für Lok ging eine interessante Woche zu Ende. Nun war sie allein. Ihre "Kinder", die Wagen Eins bis Fünf, waren abgekoppelt und standen denen zur Verfügung, die ihre Hilfe brauchten. Sie war auf der einen Seite müde, denn so viel fliegen war sie sich einfach nicht gewohnt. Doch in ihrem Herzen war sie glücklich und stolz, dass sie helfen konnte. Fast hätte sie vergessen, dass auch sie einen Wunsch hatte.
Doch die Elfen, die noch immer an ihrer Seite waren, hatten das natürlich noch in bester Erinnerung. Lok wollte eine sinnvolle Aufgabe haben und aktiv leben statt auf dem Abstellgleis zu stehen. Sie flogen mit ihr zum Zaubertunnel. Er war sehr dunkel und lang. Lok hatte etwas Angst, als sie hineinfuhr und nichts mehr sehen konnte. Ihr Licht war erloschen, sodass es stockfinster war wie in einer Nacht ohne Mond und Sterne. Sie spürte die sanften, flinken Hände, die sie in einer Art streichelten, wie sie es noch nicht gekannt hatte. Sie waren überall, an der Aussenwand, im Motor und auch in der Führerkabine. Es mussten Hunderte gewesen sein. Sie kitzelten die alte Lok und hauchten ihr wieder neues Leben ein. Dann ging das Licht an und Lok konnte langsam weiterfahren. Es war nicht mehr weit bis zum Tunnelende. Schon konnte sie die ersten Sonnenstrahlen sehen, die durch das Tor blinzelten.