Falo der Eiskönig (JD)
Buch 8
Falo war ein
wundervoller König, der über ein grosses Königreich mit satten, grünen Wiesen
und sanften Hügeln regierte. Sein Volk lag ihm zu Füssen, weil er immer ein
grosszügiger und gütiger König gewesen war, genauso wie Vater und zuvor sein
Grossvater. Die Königin liebte ihren Mann über alles und auch seine 4 Söhne
vergötterten ihn. Falo war eine Frohnatur und sein Lachen erfreute jedes noch
so traurige Herz.
Eines Tages
wachte Falo auf und eine tiefe Leere und Kälte erfüllte seinen Körper, seine
Seele und sein Herz. Er hatte einen fürchterlichen Albtraum gehabt. Er befand
sich in einer Eislandschaft, wo weit und breit kein Mensch und kein Tier zu
sehen war. Er suchte in einer nahe gelegenen Höhle Schutz vor der Kälte und
spürte wie diese langsam in ihn hochkroch. Er zitterte am ganzen Körper und
durch das Klappern der Zähne wachte er auf. Im ersten Moment wusste er nicht,
wo er war, bis er das stille regelmässige Atmen der Königin neben sich hörte.
Er fror immer noch und wusste nicht warum. Die Kälte kam von Innen und er zog
die warme Decke bis unter sein Kinn. Bald würde ihm warm werden, dachte er.
Doch die Kälte blieb hartnäckig an ihm kleben.
Es vergingen
einige Tage und Falo fror immer noch. Langsam bekamen es seine Söhne und seine
Frau zu spüren, denn von ihm ging eine grauselige Distanz und Kälte aus. „Was
ist mit dir?“, fragte ihn seine Frau. Aber Falo konnte ihr nicht antworten,
denn selbst er wusste nicht, was in ihn gefahren ist. Er spürte einfach nur die
Kälte und Leere in sich. Seine Söhne distanzierten sich von ihm und auch die
Königin zog es vor, in ihrem Privatgemacht zu schlafen, weil ihr nachts so kalt
war. Falo wusste, dass es an ihm lag, aber er konnte einfach nichts dagegen
tun.
Mit der Zeit
bemerkte es auch sein treues Volk und alle Diener am Schloss, dass ihr König nicht
mehr lachte und er wirkte zunehmens wie versteinert. Auch sie wichen ihm aus
und nannten ihn „Falo der Eiskönig“. Er hörte wie sie hinter seinem Rücken über
seinen Zustand tuschelten und er schrie, doch niemand hörte ihn. Er war
gefangen. Gefangen in diesem kalten, eisigen Körper. Er wollte raus. Doch die
Kälte wollte nicht weichen.
Der Frühling kam
und küsste mit seiner warmen Brise die Blumenwiesen wach und im ganzen
Königreich roch es nach neu erwachtem Leben. Von seinem Zimmer aus konnte Falo
beobachten, wie auch die Menschen neue Lebensenergien bekamen und wie das Glück
der Sonne sie erfasste. Nur er war alleine und sehnte sich so sehr nach der
wohltuenden Wärme der Sonne.
Als er sich
eines Morgens wieder an sein Fenster setzte, um das Leben Draussen zu
beobachten, sass eine kleine hübsche Elfe auf dem Fensterbrett, das Gesicht zur
Sonne gerichtet. Sie hatte ein leichtes Kleidchen in sanftem Gelb an und ihre
langen, blonden Haare umfasste eine Blumenkette. Sie wirkte zart und
zerbrechlich und von ihr ging ein bezaubernder Duft aus.
Der König hatte
in der Nacht wieder diesen Albtraum, in dem er sich in dieser unendlichen
Eislandschaft befand und sich dort eingeschlossen fühlte, von dieser klirrenden
Kälte umgeben. Der Anblick der Elfe wärmte ihm ganz leicht das Herz und er
öffnete sein Fenster und sah sie an. „Wer bist du?“, fragte er sie. Die Elfe
drehte sich zu ihm um und antwortete: „Ich heisse Daisy. Ich bin die
Frühlings-Elfe.“ Ihre Stimme war so zaghaft wie ihre ganze Erscheinung. Aus
ihrem Kleidchen zog sie eine gläserne Flöte heraus und fing an, eine
wunderschöne, berührende Melodie zu spielen. Falo stand wie versteinert am
Fenster und hörte der Musik zu. Jeder einzelne, zarte Ton grub sich in ihm ein.
Er begann sein Herz zu spüren und es schien ihm, dass da eindeutig Wärme war.
Er bat sie weiter zu spielen. Nach einer Weile verstaute sie ihre Flöte,
richtete sich auf und sagte: „Morgen komme ich wieder.“. Sie sprang in die Luft
und ihre Flügelchen trugen sie davon. Verzaubert von der Musik blieb der
Eiskönig den ganzen Tag am Fenster stehen.
Mit jedem Tag,
dass die Elfe Daisy ihm die Musik auf ihrer gläsernen Flöte spielte, wärmte
sich Falos Herz. Es schien, als würde er sich aus seinem Eiskristall lösen oder
sich wie ein Schmetterling aus seinem Kokon befreien. Das tat so gut. Die Musik
und die Elfe waren zu seinem Lebenselixier geworden. Selbst die Königin
bemerkte die langsame Verwandlung und kroch nachts in Falos Schlafstätte. Sie
schmiegte sich an ihrem Mann und schlief zufrieden in seinen Armen wieder ein.
Am nächsten
Morgen stand der Eiskönig wieder am Fenster und erwartet Daisy mit Sehnsucht,
um ihr von seiner eisigen Verwandlung zu erzählen und wie ihre zauberhafte
Musik ihn wieder in einen normalen Menschen verwandelt hatte. Doch sie kam
nicht. Auch am Folgetag stand Falo vergebens am Fenster. Die Elfe Daisy kam
nicht zu ihm zurück.
Die Tür zu
seinem Zimmer sprang auf und seine vier Söhne kamen schreiend ins Zimmer. Einer
von ihnen hielt eine gläserne Flöte in der Hand. „Vater schau mal, was ich
geschenkt bekommen habe!“. Falo sah die Flöte und wusste, dass es die Selbe wie
die von Daisy der Elfe war. Nur viel grösser. Sein Sohn begann darauf zu
spielen, so als hätte er niemals etwas anderes in seinem Leben getan. „Woher
hast du die Flöte, mein Sohn?“. „Wir waren auf dem Markt und eine wunderschöne,
junge Frau mit langen, blonden Haaren hat sie mir geschenkt. Sie sagte mir,
dass nur Musik in der Lage sei, die Herzen und Seelen der Menschen zu wärmen.
Musik sei die Sprache der Seele.“ Der Eiskönig lächelte und sagte zu seinem
Sohn: „Wie recht die Frau hat. Bitte spiel mir auf deiner Flöte vor.“
Er begann die
Melodie der Elfe Daisy zu spielen, ohne zu wissen, wer sie überhaupt war. Falo
stand da und sage laut vor sich her: „Ja mein Sohn, die Musik ist die Sprache
der Seele und nur sie vermag es, dem Herzen die nötige Wärme zu geben. Spiel
weiter mein Sohn, spiel weiter…“.
Und so fand Falo
zurück ins Leben, zurück in die Wärme seiner Familie und zurück zu seinem Volk.
Seine Seele
hatte die Sprache verstanden und das Herz gewärmt.