Der Unfall 7
Buch 2
Nachdem Emsy und Shila sich Wullis Geschichte angehört hatten, waren sie glücklich. Wulli ging es gut, welche Freude. Sie verabschiedeten sich von Wulli und zottelten zurück zu Simon, der schon auf sie wartete. Er sass auf einer Bank vor seinem Haus. Auf seinem Schoss lag die dicke Berta, eine schwarze, viel zu fette Katzendame. Neben Simon hockte der unersättliche Tigro. Der konnte nie genug bekommen von Simons Streicheleinheiten. Sobald Simon die Hand zurückzog, stupste Tigro seinen Herrn und bettelte um weitere Liebkosungen. Hinter Simon auf dem Fensterbrett lagen Winni und Puuh, zwei unzertrennliche Katzengeschwister. Sie genossen die warmen Sonnenstrahlen, die im Katzenhimmel 24 Stunden schienen.
Unter der Bank lag ein kleines graues Fellbündel. Fast hätte Emsy den kleinen Kerl übersehen, der zusammengerollt zu Simons Füssen lag. Welch Bonsai-Kätzchen, dachte Emsy, als er sich dem kleinen Ding näherte. Das kleine Kätzchen hatte halblanges graues Haar und ein winziges Gesichtchen. Man erkannte den Persereinschlag sofort, das leicht eingedrückte Näschen und die unsagbar schöne Augenpartie. Den buschigen Schwanz hatte sie um ihren Körper gelegt, als schütze er sie vor ungebetenen Gästen. Sofort stieg ein bekannter Geruch in Emsys Nase hoch, ein freundschaftliches Gefühl überkam ihn. Er hatte einen Verdacht, sein Herz machte grosse Sprünge. Wahnsinnige Freude überkam ihn, denn er kannte das Graupelzchen. Er wollte das Tier überraschen und legte sich dicht daneben.
Beim Einrollen stach ihn erneut etwas, dieses Mal auf der anderen Hüftseite. Aua! Was war denn das? Er spürte etwas, das ihn schnitt. Doch auch dieses Mal konnte er nichts entdecken, als er seine andere Flanke begutachtete. So legte er sich dicht an die graue Katzendame und schnurrte ihr leise ein Lied ins Ohr. Sie merkte erst gar nicht, dass sich jemand zu ihr gesetzt hatte, denn wenn sie schlief, war sie in einer anderen Welt. Sie träumte oft von ihrem Leben auf der Erde, von der schönen Zeit mit ihrer Katzenfamilie.
Irgendetwas kitzelte sie. Ein fremdes Barthaar war ihr an die Nase gestossen. Tzzz Tzzz Tzzz. Sie musste niesen und wachte dabei auf. Wer hatte sich denn so dicht neben sie gelegt, dass sein Barthaar ihr Gesicht streifte? Als sie ihre grossen Augen öffnete und dabei ihr Schnörrchen zu einem mächtigen Gähnen aufriss, sah sie plötzlich ein bekanntes Augenpaar. Sie erkannte Emsys Gesicht. Er lachte sie frech an. Da zitterte sie am ganzen Leib, als sie ihren ehemaligen Freund entdeckte. Er war zu ihr zurückgekommen, nun hatten sie sich wieder. Vor lauter Freude liefen ihr die Tränen herunter. Sie begrüsste ihn wild, beschnupperte ihn von vorne bis hinten. Dann leckte sie ihm das Gesicht und die Ohren, bis alles klitschnass war. Sie war ausser sich vor Freude, überglücklich über das Auftauchen von Emsy. Sie redeten lange über alte Zeiten und über das Jahr, in dem sie zusammen gelebt hatten.