Prolog - Luskas Bücher

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Prolog

Buch 3
Sind Katzen nicht faszinierende Wesen? Die Natur hat ihnen alles gegeben, um als kleiner Jäger auch ohne Hilfe des Menschen durchzukommen. Viele von ihnen sind wild geboren und leben auch so. Wir finden sie im Wald, auf Friedhöfen, Baustellen und in der Industrie. Die Bauern profitieren vom Jagdtrieb dieser kleinen Räuber. Dort sind sie willkommene Gäste. Gegen einen warmen Platz in der Scheune müssen sie das Areal von Mäusen freihalten.

Dann gibt es noch diese Samtpfoten, die bei einem oder mehreren Menschen leben dürfen. Die einen sind einfache Familienkatzen, die zwei Mal pro Tag Futter bekommen. Andere werden geliebt, gestreichelt und verwöhnt. Sie sind Kuscheltiere, Kinderersatz und Partner. Diese haben das grosse Los gezogen. Ihnen fehlt es an nichts. Sie bekommen das beste Futter, dürfen zu ihrem Menschen ins Bett kriechen und werden stundenlang gestreichelt. Trotzdem bleibt ihr natürlicher Instinkt erhalten. Freigänger beherbergen zwei Seelen in ihrer Brust. Auch wenn sie in der Wohnung die liebsten Schmusekätzchen sind, werden sie draussen zum gefährlichen Jäger. Ihre Katze ist kaum wiederzuerkennen, wenn Sie sie vor dem Haus auf der Jagd antreffen. Sie würdigt Sie keines Blickes, hat ihr Ziel klar vor Augen. Selbst wenn sie nie in eine Jagdschule gegangen ist, weiss sie ganz genau, wie man ein Graupelzchen erlegt. Ihr natürlicher Ueberlebensinstinkt bleibt ihr, auch wenn sie ihn im Alltag nicht mehr braucht.

Und dann kommt noch die Kategorie der ehemaligen Familientiere. Viele haben ein besonders schreckliches Erlebnis hinter sich. Haben Sie auch schon von Leuten gehört, die ihre Tiere aussetzen oder für Ferien ins Tierheim bringen und sie dann nicht mehr abholen? Sind Ihnen auch schon die Schreckensnachrichten zu Ohren gekommen, dass in den Sommerferien wieder zahlreiche Katzen und Hunde aus Autos geworfen oder auf der Raststätte angebunden worden sind? Sind sie genauso entsetzt wie ich, wenn Sie solche Berichte hören?

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso ein Mensch so grausam sein kann. Wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin und die vielen überfahrenen Tiere sehe, wird mir übel. Sie hatten keine Chance, denn eine so kleine Kreatur ist dem Verkehr auf der Autobahn schutzlos ausgeliefert. Ich frage mich, wieso man sich erst ein Tier zulegt und es oft nur wenige Monate später auf brutalste Weise "entsorgt", wenn man ihm überdrüssig geworden ist. Die Brutalität nimmt jeden Tag zu, die moralische Verpflichtung dem Tier gegenüber ab. Besonders die Haustiere sind dem Menschen ausgeliefert. Erst wurden sie geholt, dann verstossen. Man behandelt sie nicht wie ein Lebewesen sondern wie ein Spielzeug, das man wieder weglegt oder entsorgt, wenn man den Spass daran verloren hat. Die Tiere werden zu einem tragischen Teil unserer Wegwerfgesellschaft.

Es kann jedem passieren, dass er irgendwann mal eine Katze anfährt. Das Tier ist extrem schnell. Die Katze rennt ohne ich umzuschauen über jede Strasse. Als Autofahrer hat man dann keine Möglichkeit, dem Tier auszuweichen, es geht alles viel zu schnell. Niemand wird dem Fahrer einen Vorwurf machen, dass er das Tier angefahren hat. Allerdings erwarte ich von einem solchen Fahrer, dass er sich um das verletzte Tier kümmert, besonders dann, wenn es ein Halsband mit Adresse trägt. Leider sieht die Realität anders aus. Viele Autofahrer fahren weiter, schauen nicht mal in den Rückspiegel. Sie überlassen das verletzte Tier seinem Schicksal. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass wir Menschen allmählich gefühlskalt werden, den Respekt vor den Tieren und dem Leben verloren haben. Wo soll das hinführen?

Viele Tiere werden auch dazu benutzt, für das Fehlverhalten des Menschen hinzuhalten. Statt das Problem an der Wurzel zu packen und etwas dagegen zu tun, misshandelt man sein Tier. Man lässt an ihm seine Aggressionen aus. Diese Tiere, besonders wenn sie Wohnungstiere sind, haben keine Möglichkeit, dem Zorn des Besitzers auszuweichen. Oft werden sie getreten, geprügelt und beschimpft. Dabei vergisst der Peiniger, dass auch ein Tier denkt und fühlt.

Und von so einer armen Kreatur handelt mein Buch. Simba war ein stolzer, wunderschöner Langhaarkater, der in einer Familie mit Kindern lebte. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Eines Tages musste er fliehen. Nun war er auf sich selber gestellt, musste sich seine Nahrung selber suchen. Es war eine neue Erfahrung für ihn, die ihn stark gemacht hat. Er hat auch die schlechteste Seite des Menschen kennengelernt, doch den Glauben an das Gute nicht verloren. Zwar ist er vorsichtig und wild geworden, doch manchmal dringt wieder das Verlangen in ihm durch, bei Menschen zu sein und geliebt zu werden. Dann nähert er sich uns auf der Suche nach einem warmen Plätzchen und etwas Liebe. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, einen lieben Menschen zu treffen, bei dem er bleiben kann. Sein Weg führt ihn durch die Wildnis, ans Flussufer und in Vorgärten. Er lernt andere Katzen und neue Menschen kennen.

Obwohl er schlimme Zeiten hinter sich hat und den Menschen eigentlich den Rücken gekehrt hat, ist er wieder voller Hoffnung auf einen lieben Menschen. Wenn er glaubt, einen guten Freund gefunden zu haben, setzt er sich ganz ruhig vor die Türe und beobachtet das Geschehen durchs Fenster. Er sitzt nur da und schaut uns zu mit einem leisen Schnurren.

Schauen Sie mal raus, ob Simba bei Ihnen sitzt? Vielleicht sind sie auch ein lieber Mensch und hören sein leises Schnurren.

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