Lucky in der Bibliothek - Luskas Bücher

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Lucky in der Bibliothek

Buch 5
Lucky in der Bibliothek

Besonders an kühlen oder nassen Tagen fand es Lucky überhaupt nicht lustig, durchs Gras zu stapfen. Er wusste, dass an solchen trüben Tagen eh kein Bein im Aussengehege war. Auch die Katzen im Tierheim bevorzugten trockene und warme Liegeplätze, weshalb sie sich lieber im Gemeinschaftsraum aufhielten.

Auch heute war einer dieser grässlichen Tage. Dunkle Wolken hingen am Himmel und immer wieder klatschten fette Regentropfen auf die Erde. Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, waren alle Blätter nass und schwer, sodass die Zweige bis tief zum Boden hinunter hingen. "Igitt, da geh ich nicht raus", dachte Lucky als er an seinen nassen Pelz dachte, und suchte sich einen anderen Weg, um seine Freundinnen zu besuchen.

Als eine Besucherin das Tierheim verliess und sich die Eingangstüre öffnete, schlich er unbemerkt ins Gebäude. Er schlich auf leisen Pfoten an den Büros vorbei bis ins Zentrum, wo sich der Aufenthalts- und Warteraum befand. Diesen Raum fand Lucky wunderschön. Er war sechseckig und hatte zahlreiche Türen. Durch diese Türen gelangte man in die einzelnen Trakte, die sternförmig von hier aus weg führten. Wenn man nach oben schaute, konnte man den Himmel und die Wolken sehen. Hier war im Dach eine runde Glaskuppel angebracht worden. Man musste eine Lichtquelle finden, denn im Aufenthaltsraum gab es kein Fenster. Durch diese Kuppel gelangte immer genügend Licht in den achteckigen Raum. Dank diesem Licht wuchsen hier auch zahlreiche Pflanzen himmelwärts. Viele von ihnen trugen Blüten in allen Farben. Zwischen dem Pflanzenmeer stand auch ein Kletterbaum. Er sollte hier mehr als Dekoration dienen, doch Lucky ergriff die seltene Gelegenheit und sprang hoch hinauf. Von einem der oberen Regale konnte er hinunterschauen ohne sofort entdeckt zu werden.

Er sah den beiden Mädchen zu, die hier auf ihre Mutter warteten. Sie waren vertieft in Lektüre. Jetzt entdeckte Lucky auch das Bücherregal, das prall mit Hunde- und Katzenbüchern gefüllt war. Ganz oben an der Wand war ein Schild angebracht "Kinderecke". An der darunterhängenden Pinwand klebten Bilder in allen Farben. Kinder hatten sie gemalt. Die meisten zeigten ihre Haustiere, wie sie daheim im Körbchen lagen oder draussen auf den Bäumen rumkletterten. Bei manchen Bildern waren auch Namen drauf. Lucky entdeckte sogar ein Bild mit einem kleinen Schwein. Im Hintergrund waren Hühner und Gänse zu sehen. Andere Kinder hatten gebastelt und ihre Kunstwerke aufgestellt. Zwischen den Büchern standen Katzenfiguren in allen Farben, hergestellt aus den verschiedensten Materialien, kreiert von kleinen Tierliebhabern.

Hier war auch der Treffpunkt vom "Kindertierschutz". Die jungen Tierschützer trafen sich hier jeden Monat, um gemeinsam ein Tierschutzprogramm zu absolvieren. Sie besuchten zusammen einen Bauernhof oder lernten unter Anleitung, wie man Katzen streicheln und bürsten konnte. Hier wurde ihnen beigebracht, welche Verantwortung ein Tierhalter übernimmt und worauf man bei der Tierhaltung achten musste. Die Erfahrenen von ihnen durften zu zweit mit den Hunden spazieren gehen. Manchmal gingen sie auch zusammen zum nahe gelegenen Tierarzt. Dann durften sie ihm zuschauen, wenn er die Patienten untersuchte. Das Programm war vielseitig und interessant. Besonders spannend war auch der Besuch auf dem Reiterhof gewesen. Dort durften sie sich sogar auf ein Pony setzen.

Wenn es draussen trüb und kalt war, fanden die Treffen der Tierschutzkinder hier drinnen statt. Dann konnten sie sich gemeinsam einen Film anschauen oder ein Buch lesen. Hier traf man sich einfach, um über das Thema "Tier" zu sprechen und zu lernen, wie man sich richtig dem Tier gegenüber verhält. In zwei Stunden würden sich hier 20 Mädchen und Jungen treffen, um gemeinsam etwas zu unternehmen.

Die beiden Mädchen waren viel zu früh gekommen. Sie nutzten die Gelegenheit, um in ihrem Buch weiterzulesen. Im grossen Wandregal standen genügend interessante Hunde- und Katzengeschichten. Besonders spannend waren die von Kindern geschrieben waren. Eines der Bücher war schon richtiggehend "verlesen". Es hiess "Jupiters Tagebuch". Die Seiten des illustrierten Büchleins waren schon leicht zerknittert. Der Umschlag wies zahlreiche Fingerspuren auf. Es stand auf der "Kinder-Hitliste" ganz oben, denn es war das Werk eines neunjährigen Mädchens. Lara, so hiess die Autorin, war ein begabtes Kind, das in der Nähe von Bern auf einem Bauernhof lebte. Ihrer Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Sie schrieb alles auf, was um sie herum geschah. Auf ihrem Hof gab es etliche Tiere, die ihr Ideen für neue Geschichten lieferten. Besonders ans Herz gewachsen war ihr der Kater Jupiter. Ueber ihn hatte sie in ihrem ersten Buch geschrieben. Und dieses Buch war für die jungen Tierschützer das Buch der Bücher. Wer etwas auf sich hielt, musste es gelesen haben. An den Treffen wurde nämlich immer darüber geredet. Es waren die Erlebnisse eines jungen Katers, der eben erst das Leben entdeckte und von einem Fettnäpfchen ins nächste trat.

Leider haben nicht alle Kinder die Möglichkeit, im Tierheim in Jupiters Tagebuch zu lesen. Aus diesem Grund sind die Geschichten von Lara Gafners Jupiter hier aufgeschrieben:
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